„Least Wanted“ von Janis Westphal (März 2014)


Unser Open Screening Kurzfilm des Monats März 2014 ist "Least Wanted" von Janis Westphal.

Unser Open Screening Kurzfilm des Monats März 2014 ist „Least Wanted“ von Janis Westphal.

An jedem dritten Mittwoch im Monat können Filmemacher ihre Kurzfilme – ohne Anmeldung, ohne Vorauswahl, ohne Jury – beim Open Screening im Sputnik Kino Kreuzberg präsentieren und jeweils nach dem Screening mit dem Publikum ins Gespräch kommen. Unerwünschte Inhalte können vom Publikum mit mehrheitlich gezogener roter Karte gestoppt werden. Das Ganze ist somit so etwas wie ein Filmfestival ohne Netz und doppelten Boden, bei dem ausschließlich Filmemacher und Publikum entscheiden, was gezeigt wird.

Berliner Filmfestivals präsentiert euch einmal im Monat einen von den Veranstaltern ausgewählten Beitrag der letzen Open Screening-Ausgaben mit einem Interview. Bei uns erfahrt ihr mehr über die Macher der Filme und ihre Pläne. Nach Dennis Rätzels „Taming Nibiru – Means to the End“ im Januar und zuletzt „Cold Star“ von Kai Stänicke, stellen wir euch im März „Least Wanted“ vor.
Viel Vergnügen bei unserem Interview mit Regisseur Janis Westphal.

Worum geht es in deinem Film?
Janis Westphal:
Least Wanted“ erzählt die Geschichte von Emmanuel, einem Flüchtling aus Ghana, der jetzt in Berlin lebt. Er hatte einen gut bezahlten Job in Lybien, musste aber wegen des Bürgerkrieges und der ansteigenden Gewalt gegen Schwarze aus dem Land fliehen. Nach der lebensgefährlichen Überfahrt kam er auf die Flüchtlingsinsel Lampedusa, nach Rom und schlussendlich auf den Oranienplatz im Herzen Berlins. Da in seinem Heimatland aber kein Krieg herrscht erhält er wie tausende andere keinen vollständigen Flüchtlingsstatus und keine Arbeitsgenehmigung. Am Ende ist es nicht nur ein Film über eine persönliche Geschichte sondern auch über ein fundamentales Problem unseres Rechtssystems.

Janis Westphal beleuchtet in seiner Kurzdoku die Sitaution von Flüchtlingen in Berlin.

Janis Westphal beleuchtet in seiner Kurzdoku die Situation von Flüchtlingen in Berlin.

Wie ist die Idee dazu entstanden?
Bereits 2012 habe ich mit einigen Flüchtlingen am Oranienplatz gesprochen. Deren Geschichten haben mich fasziniert und erschüttert. Jeder hatte seinen ganz eigenen Weg bis zum Oranienplatz aber eines schien mir bei all diesen Geschichten gemein: Das Gefühl in Europa ungewollt zu sein und sich im Kreis zu drehen. Die Idee für einen Dokumentarfilm war geboren und im November 2013 nahm ich meine Bewerbung an der dffb und HFF zum Anlass diese umzusetzen.

Wie wurde gedreht?
Zuerst wollte ich mit großem Equipment, zweitem Kameramann und Dolly arbeiten, habe mich dann aber nur für eine 550d auf Schulterstativ entschlossen. Gerade im Camp selbst fühlte ich mich so weniger wie ein Spanner oder eines der unzähligen anderen Kamerateams die dort im Akkord Nachrichtenspots produzierten. Die Bilder selbst wollte ich etwas abstrahieren und depersonalisieren um mit und im Kontrast zum sehr individuellen Interview zu zeigen, dass diese Reise des Nichtankommens nicht das Problem eines einzelnen sondern vieler ist. Mit einer Kamera die dem Protagonisten folgt ohne sein Gesicht zu zeigen, einem harten Schnitt und einem ziellosen „Spaziergang“ durch das Szeneviertel Kreuzberg, der wieder da aufhört wo er angefangen hat, wollte ich diese Idee noch unterstreichen.

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