„Lommbock“ von Christian Zübert


Lommbock“ führt in Stil, Humor und Rhythmus die Geschichte von „Lammbock“ überzeugend fort. Die beiden Protagonisten sind auch nach 15 Jahren nicht erwachsener geworden und verfallen in alte Verhaltensmuster. Bereits damals, als sie zwischen Ende Zwanzig und Anfang Dreißig waren, schienen sie für ihre besondere Liebe zum Kiffen schon etwas zu alt. Erst recht nun mit Anfang Vierzig. Den Anschluss an die junge Generation, die gerne einen draufmacht, haben sie auf jeden Fall längst verloren. Auch wenn Kai etwas anderes glauben möchte. Seine Versuche einen väterlichen Rat bei seinem Stiefsohn anzubringen, den er davon abhalten will, die Schule zu schmeißen, enden in unverständlichem Gebrabbel und einem pseudo-coolen so genannten Knuckle-Gruß, bei dem die Faust des einen an die des anderen tippt.

Der interessantere Charakter in der Konstellation bleibt auch im zweiten Teil Kai, den Moritz Bleibtreu souverän und meisterhaft verkörpert. Kai ist ein gutmütiger, aber antriebsloser Kerl, der am liebsten mit seinem besten Freund abhängt. Tiefsinnige Gespräche sind nicht seine Stärke. Er entwickelt allerdings gerne absurde Theorien über unterschiedlichste Themen wie über die, seiner Meinung nach, wahre Entstehungsgeschichte der Menschheit: „Fakt ist: Die Menschheit stammt von den Außerirdischen ab.“ Denn wie könne das gehen, dass die Spezies innerhalb von nur ein paar tausend Jahren vom Halbaffen zum Homo Sapiens gekommen sei. In ihm selber stecke zweifelsohne mehr Außerirdischer als Affe. Obwohl Kai als unvernünftig gilt, beweist er in seinen klaren – oder vielmehr bekifften – Minuten große Weisheit. So schreibt er Stefans ständige Unzufriedenheit und Unsicherheit dem kleinen „Ich-bin-nie-zufrieden-Mann“ zu, der in dessen Kopf wohne.

Wie im ersten Teil kommen wieder Schöngeist und Frank, die beiden verwahrlosten Dauerbekifften, die vor dem Pizzaladen bzw. Asia-Imbiss in ihrem verlotterten Anhänger wohnen, in der Geschichte vor. Antoine Monot Jr. und Wotan Wilke Möring übernehmen erneut den Part der beiden Herumtreiber. In „Lommbock“ fällt Frank, eine der zweifelsohne besten Rollen von Möring, mehr Spielraum zu. Er leidet am Tourette-Syndrom, das ihn unkontrolliert Fluchen lässt, und nur das Rauchen von Marihuana bringt ihm Linderung. Stefan und Kai müssen ihn aus einer psychiatrischen Anstalt entführen, damit er sie zu eine größere Menge Hanf führt, die sie aus einem blöden Missverständnis heraus, einer Gang von Drogendealern schulden.

Züberts Werke gehören eindeutig zu den besten Komödien rund um das Thema Drogen. Er moralisiert nie, er nimmt zwar ein bisschen Partei für seine Charaktere ein, aber nie mit dem Ziel, eine politische Haltung gegenüber dem Konsum von Marihuana zu verteidigen. Der Regisseur und Drehbuchautor hat pointierte, intelligente und einmalige Dialoge geschaffen, die natürlich und improvisiert wirken. „Lammbock“ und „Lommbock“ erinnern an Kevin Smiths beiden „Clerks“ und überzeugen mit dem gleichen Sinn für Humor, der Dichte der Einfälle und ihrer Entscheidung, die Geschichten in ein provinzielles Umfeld zu versetzen.

Teresa Vena

Lommbock„, Regie: Christian Zübert, Darsteller: Moritz Bleibtreu, Lucas Gregorowicz, Louis Hofmann, Mavie Hörbiger, Alexandra Neldel, Wotan Wilke Möring, Antoine Monot Jr. Melanie Winiger, Kinostart: 23. März 2017

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