„Lucky Loser – Ein Sommer in der Bredouille“ von Nico Sommer


Emma Bading und Peter Trabner in Nico Sommers "Lucky Loser". © FILMFEST MÜNCHEN 2017

Emma Bading und Peter Trabner in Nico Sommers „Lucky Loser“. © FILMFEST MÜNCHEN 2017

Ein anderes Leben ist möglich

Die Studis, denen der windige Vermieter Mikes (Peter Trabner) Wohnung zeigt, während er gemütlich auf seiner Couch sitzt, sind weit mehr als nur Vorboten dessen, was kommen wird. Wenig später findet sich Mikes kompletter Hausstand auf der Straße wieder – und er selbst sich auch. Beste Grüße von der Gentrifizierung, summt es im Hinterkopf des Betrachters. Mike scheint ganz unten angekommen, nicht mal Achim (Andreas Hoppe), für den er in dessen Waschanlage seit Jahren treu schuftet, kann ihm aus der Patsche helfen. Ein alter, ziemlich runtergerockter Wohnwagen ist das einzige, was er ihm als Bleibe anbietet.

Der Name lässt es erahnen, Nico Sommer erzählt mit „Lucky Loser“ aber keine Versagergeschichte und kein Sozialdrama, sondern eine Familienkomödie. Sein Mike weigert sich beharrlich, der zu sein, zu dem ihn die Gesellschaft – oder doch er selbst? – gemacht hat. Mike trägt keinen Groll in sich. Im Gegenteil: Er kümmert sich sorgfältig um die Autos, macht einen guten Job, versteht sich mit seinem Chef und lässt sich so gar nicht abhängen. Zieht er mit seiner Tochter Hannah (Emma Bading) über den Rummel, albern die beiden so sehr um die Wette, dass nicht klar ist, wer von beiden auf wen aufpasst und Verantwortung für den anderen trägt.

Daran erinnert ihn allerdings immer wieder seine Ex-Frau Claudia (Annette Frier). Die hat die Faxen dicke von dem Typen, der sich geradezu renitent weigert, ein verantwortungsbewusstes Mitglied der Gesellschaft zu sein oder wenigstens ein verlässlicher Ex-Partner und Vater für Hannah. Längst lebt sie mit Thomas (Kai Wiesinger), ihrem „Neuen“, in dem Haus, das sie einst als Familie bewohnten. Da, wo Mike sich um Hannah kümmerte, während sie Karriere machen und zur Chefärztin aufsteigen konnte. Zu erfüllen scheint sie der eingeschlagene Weg nicht vollends. Und so erinnert Mike sie immer wieder daran, dass sie damals, als das Gespräch anstand, das alles veränderte, eindeutig von einer „Beziehungspause“ gesprochen habe. Von Trennung sei nie die Rede gewesen. Dass seit dieser Unterhaltung neun Jahre vergangen sind, wertet Mike als Randnotiz. Er liebt Claudia noch immer. Sie zurück zu erobern, in seine Familie zurückzukehren, das treibt ihn an.

Es trifft sich alles andere als optimal, dass Hannah gegen das strenge Regiment von Mutter und Stiefvater rebellieren und nun zu ihm ziehen will. Zu dem Vater, mit dem sie so viel Spaß hat und der sie über alles verehrt. Hätte Mike eine Bleibe, er würde sie nur zu gerne mit Hannah teilen. Ihm bleibt nur eins: Improvisation. Kurzerhand bringt er den Wohnwagen auf Vordermann und beschießt die Ferien gemeinsam auf dem Campingplatz zu verbringen. Auf eben jenem Campingplatz, wo ihm einst Claudia die „Beziehungspause“ verkündete und sein Leben eine andere Richtung bekam – doch davon weiß weder Hannah noch Claudia…

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