„Maman und ich“ von Guillaume Gallienne


Raymund (Götz Otto) massiert Guillaume (Guillaume Gallienne, links) in der Komödie "Maman und ich".  © 2014 Concorde Filmverleih GmbH

Raymund (Götz Otto) massiert Guillaume (Guillaume Gallienne, links) in der Komödie „Maman und ich“. © 2014 Concorde Filmverleih GmbH

Spiel mit der Identität

Eine komödiantische One-Man-Show von der Bühne auf die Leinwand zu hieven, klingt nach keinem leichten Unterfangen. Dem französischen Komiker Guillaume Gallienne ist das in seinem Regiedebüt „Maman und ich“ auf vortrefflichste Weise gelungen. Für die filmische Version seiner in Frankreich überaus erfolgreichen Solo-Bühnenshow „Les garçons et Guillaume, à table!“ übernahm Gallienne auch die Drehbuchadaption und Co-Produktion.

Erzählt wird darin die Geschichte des jungen Guillaume, der so gar nicht wie seine Brüder oder andere Jungs ist. Guillaume ist fest davon überzeugt, ein Mädchen zu sein. Auch seine neurotische Mutter hat ihm immer eine Sonderstellung eingeräumt. Zum einen, weil sie sich nach zwei Söhnen eine Tochter wünschte und zum anderen, weil sie, wie auch der Rest der durch und durch konservativen Familie, glaubte, Guillaume sei schwul. Der Junge bemüht sich redlich, seiner Mutter die verlorene Tochter zu ermöglichen, kopiert ihre Verhaltensweisen und schwärmt für einen Jungen. Das stößt nicht nur auf Missfallen beim Vater, der sich Guillaume als richtigen Jungen wünscht. Auch die Mutter ist zu keiner Zeit zufrieden zu stellen.

In seinem mit autobiografischen Zügen und surrealen Einsprengseln versehenen Regiedebüt treibt Gallienne, der nicht nur Guillaume in sämtlichen Altersstufen, sondern auch die Mutter verkörpert, ein munteres Spiel mit Identität, Entfremdung und sexuelle Selbstfindung. Immer wieder führt er tradierte Geschlechterrollen ad absurdum und verteilt mal offensichtlich, mal ganz subtil und mit ernsten Untertönen belegte Seitenhiebe auf eine Gesellschaft, die sich mit Toleranz schmückt und doch vor dem Anderssein in Deckung geht. Das große Vergnügen, das „Maman und ich“ bereitet, sind die Leichtigkeit und der Witz, mit dem die Geschichte erzählt wird, ohne das ernste Sujet in Lächerlichkeit zu ertränken. Am Ende findet Guillaume zu sich selbst, allerdings anders als erwartet.

Eileen Reukauf

Maman und ich„, Regie: Guillaume Gallienne, Darsteller: Françoise Fabian, Diane Kruger, André Marcon, Guillaume Gallienne, Charlie Anson, Nanou Garcia, Carole Brenner, Kinostart: 5. Juni 2014, auf DVD ab 23. Oktober 2014

Hier einige Eindrücke von dem französischen Kino-Spaß…