„Meine Brüder und Schwestern im Norden“ von Sung-Hyung Cho


"Meine Brüder und Schwestern im Norden" zeigt Alltag in Nordkorea. © Kundschafter Filmproduktion GmbH

„Meine Brüder und Schwestern im Norden“ zeigt Alltag in Nordkorea. © Kundschafter Filmproduktion GmbH

„Menschen wie Du und Ich“

Nach dem beeindruckenden und künstlerisch anspruchsvollen Dokumentarfilm des Ukrainers Vitaly Mansky „Under the sun“ kommt in kurzer Zeit ein zweiter Film in die Kinosäle, der den Alltag in Nordkorea einfängt und den Zuschauer tief zu berühren vermag. Dabei muss die deutsch-koreanische Regisseurin Sung-Hyung Cho, so scheint es, nur ihre Kamera hinhalten, der Rest fügt sich von selbst zu einer politischen Groteske und Realsatire zusammen.

Weiterlesen: Unsere Kritik zu „Under the sun“ von Vitaly Mansky…

Meine Brüder und Schwestern im Norden“ erschließt sich in seiner inhaltlichen Intensität dem Zuschauer nur nach und nach. Einige Bilder allerdings erzielen ihre Wirkung sofort, etwa wenn die Autorin kommentarlos mehrere Kindergruppen bei der körperlichen Ertüchtigung zeigt. Die Kinder, die zum Teil sich kaum aufrecht auf den Beinen halten können, so klein sind sie erst, bewegen ihre Ärmchen im Rhythmus eines den „allmächtigen Führer und Vater“ über alle Maße anpreisendes Lied – sich kaum des Inhalts bewusst. Dem Zuschauer krampf es beim Anblick regelrecht das Herz zusammen.

Die Autorin besucht für ihren Film mehrere Stationen wie eine Landwirtschaftskooperative, eine Textilfabrik und einen Wasservergnügungspark, sie spricht mit Männern und Frauen verschiedenen Alters. Überall bietet sich das gleiche Bild: Jeder Einzelne sieht sich als Mitglied einer großen Familie, die es nach außen – vor der gefährlichen Macht des Kapitalismus, der beispielsweise mit der Bikinimode das Verkommen der Sitten bewirkt – zu schützen gilt. Als unantastbares, allwissendes Oberhaupt, Beschützer und sich aufopfernder Wohltäter fungiert Kim.

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