„Multiple Schicksale“ von Jann Kessler


Jann Kesslers "Multiple Schicksale - Vom Kampf um den eigenen Körper" überzeugte in der Schweiz und gilt dort als Überraschungserfolg. Foto: Revolta Productions

Jann Kesslers „Multiple Schicksale – Vom Kampf um den eigenen Körper“ überzeugte in der Schweiz und gilt dort als Überraschungserfolg. Foto: Revolta Productions

Wann ist Leben lebenswert?

Multiple Sklerose, kurz MS, wird auch die Krankheit der vielen Gesichter genannt. Dies kommt daher, dass daran erkrankte Menschen mit einer Vielzahl an unterschiedlichen Symptomen und Einschränkungen leben. Sie betrifft in Deutschland ungefähr 200.000 Individuen. MS ist die entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, die sich meistens in Lähmungserscheinungen der Muskeln manifestiert. Dies kann den Verlust der Bewegungsfreiheit oder auch des Sprachvermögens bedeuten. Bisher existieren Medikamente, die einzelne Symptome lindern und den Verlauf der Krankheit abbremsen können, aber geheilt werden kann sie nicht.

Am Beispiel der Schweiz und von sieben Personen unterschiedlichen Alters zwischen 18 und ungefähr 60 Jahren erfährt der Zuschauer, wie der Alltag mit MS aussehen kann. Der junge Regisseur nimmt die Geschichte seiner eigenen Mutter, die seit mehreren Jahren an einer schweren Form der Krankheit leidet und in einem Pflegeheim, kaum einer Regung fähig, untergebracht ist, zum Anlass seines Dokumentarfilmprojektes. Die Szenen mit seiner Mutter dienen dem Film als Rahmenhandlung, in denen er sich die größte künstlerische Freiheit lässt. Er kompensiert die Tatsache, dass ihm seine Mutter nicht als Gesprächspartner zur Verfügung steht, mit dem Rezitieren von Hermann Hesses „Siddharta„. Die philosophischen Bruchstücke über den Wert des Lebens, die aus dem Roman stammen, legen sich wie melancholische Träume über den gesamten Film.

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