„Museum Hours“ von Jem Cohen


Die schauspielerische Leistung von Bobby Sommer und Mary Margaret O’Hara ist bemerkenswert natürlich, ihr Wandeln durch Stadt und Museum ist so authentisch, dass der Zuschauer zwischenzeitlich vergisst, dass er sich im Kino und nicht direkt neben ihnen befindet. Bobby Sommer, gebürtiger Wiener und gelernter Schriftsetzer, lebte als Rockband-Roadie in London, als Produktionsassistent in Österreich und als Konzertveranstalter in Berlin, hat eine eigene Band und arbeitet seit 2000 bei der Viennale mit. Seine ganze Lebenserfahrung steckt der Laienschauspieler in seine Figur Johann. Wie Anne möchte man Stunden mit ihm in einem Wiener Kaffeehaus sitzen und gemeinsam durch Wien schlendern und seiner ruhigen, intensiven Stimme lauschen, die so viel Wahres spricht. Mary Margaret O’Hara, eine kanadische Singer-Songwriterin und Schauspielerin verkörpert anrührend die fragile, verloren wirkende Anne, ihr leises Singen im Dunkeln am Krankenbett ihrer Cousine geht direkt ins Herz.

Dem Museum auf großer Leinwand so viel natürlichen Raum zu geben, ist mutig und überraschend spannend. Jem Cohens Intention geht auf: „Die Wände, die das große, alte Kunstmuseum in Wien von der Straße und dem Leben draußen trennen, sind dick. Wir hegten die Hoffnung, sie porös zu machen.“ Wer diesen Film gesehen hat, wird nicht nur im Museum genauer hinschauen, sondern vielleicht auch im Leben.

Verena Manhart

Museum Hours, Regie: Jem Cohen, Darsteller: Bobby Sommer, Mary Margaret O’Hara, Ela Piplits, Kinostart am 10. April 2014

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