„Oma & Bella“ von Alexa Karolinski


Bella Katz und Regina Karolinski erzählen von ihrem bewegten Leben, Foto: Salzgeber

Bella Katz und Regina Karolinski erzählen von ihrem bewegten Leben, Foto: Salzgeber

Erinnerungen und Rezepte

Oma und Bella  – zwei 80-Jährige jüdische Frauen sind die Stars des gleichnamigen Dokumentarfilms von Alexa Karolinski. Sie hat die Dokumentation über ihre Oma (Regina Karolinski) und deren beste Freundin (Bella Katz) im Rahmen ihres Studiums an der New Yorker School of Visual Arts gedreht. Herausgekommen ist ein beeindruckender Dokumentarfilm über Freundschaft, über das Überleben des Holocausts und natürlich, wie es sich für eine jüdische Großmutter gehört, über das Kochen. Stolz zeigt Bella den prallgefüllten Kühlschrank. „Schließlich sollen die Enkel was zu essen haben, wenn sie vorbeischauen“, sagt sie. Und am liebsten würde man sich gleich dazu setzen und von den Köstlichkeiten probieren, so wie Alexa Karolinski, die während des Filmens immer wieder aufgefordert wird, zu kosten. Dabei verrät Oma ihrer Enkelin, dass „Bella schwierig ist mit dem Essen. Sie isst nur was sie kennt“. Und durch die Rezepte ihrer Mütter halten die beiden Frauen auch die Erinnerungen an eine verlorene Welt aufrecht.

Nachdem Regina (Oma) eine Hüftoperation hatte, ist Bella vor fünf Jahren zu ihr gezogen. Seither meistern die beiden den Alltag gemeinsam. Mit schwarzen Sonnenbrillen bewaffnet und in schicken Roben gehüllt schlendern sie über Märkte und unternehmen Spaziergänge durch Berlin. Aber vor allem kochen sie zusammen. Während sie kochen, erzählen Bella und Oma von ihrem bewegten Leben, ihren Männern und Kindern, von den Partys der 50er und 60er Jahre, vom Leben in Berlin. Die Erinnerungen an die Zeit des Holocausts und ihren Überlebenskampf sind dabei immer wieder Thema. Regina stammt aus Katowice in Polen und war 12 Jahre alt als der Krieg ausbrach und kam mit 14 Jahren in ein Lager, während Bella aus Litauen kommend die Flucht aus dem Ghetto in Vilnius gelang und sie sich Partisanen anschloss.

Der Film geht erfreulicherweise unverkrampft mit dem Holocaust um. Als Zuschauer wird einem dabei bewusst, dass auch 60 Jahren danach die Ereignisse dunkle Schatten auf ein vordergründig ´normales´ Leben werfen. „Wir Deutschen denken, dass wir schon alles über den Holocaust wissen, aber im Grunde stimmt das nicht. Das wirkliche Ausmaß bleibt weiterhin unbegreiflich“, betont Alexa Karolinski im Publikumsgespräch nach der Vorführung beim Jüdischen Filmfestival in Berlin. „Das wollte ich zeigen und gleichzeitig auch den Humor, mit dem meine Oma und Bella das Leben angehen“. Es ist der Humor und Charme der beiden Frauen, der dem Film bei aller Schwere eine Leichtigkeit gibt, die Lust macht, die beiden kennenzulernen. Insgesamt 90 Stunden Material hat Alexa Karolinski in sechs Wochen aufgenommen. Geld für Schnitt und die Postproduktion kam über kickstarter, eine crowd-funding Plattform. Karolinski arbeitet derzeit noch an einem Kochbuch mit all den leckeren Gerichten von Oma und Bella, das sie demnächst veröffentlichen will. Über ihre Facebook-Seite kann man auf dem Laufenden sein.

Judith Orland

„Oma & Bella“, Regie: Alexa Karolinski, Kinostart: 26. August