„Ostkaktus“ von David Vagt (Feb 18)


"Ostkaktus" (2017) von Regisseur David Vagt ist unser Open Screening Kurzfilm des Monats im Februar 2018

„Ostkaktus“ (2017) von Regisseur David Vagt ist unser Open Screening Kurzfilm des Monats im Februar 2018

An jedem dritten Mittwoch im Monat können Filmemacher ihre Kurzfilme – ohne Anmeldung, ohne Vorauswahl, ohne Jury – beim Open Screening im Sputnik Kino Kreuzberg präsentieren und jeweils nach der Vorführung mit dem Publikum ins Gespräch kommen. Unerwünschte Inhalte können vom Publikum mit mehrheitlich gezogener roter Karte gestoppt werden. Das Ganze ist somit so etwas wie ein Filmfestival ohne Netz und doppelten Boden, bei dem ausschließlich Filmemacher und Publikum entscheiden, was gezeigt wird.

berliner-filmfestivals.de präsentiert euch einmal im Monat einen von den Veranstaltern ausgewählten Beitrag der letzen Open Screening-Ausgaben mit einem Interview. Bei uns erfahrt ihr mehr über die Macher der Filme und ihre Pläne.
Nach „Interview„, der fünften Episode der Webserie Counter Intuitive“ von Cody Swanson im November und Gebaute Außenwelt, oder Abschied vertrauter Räume“ von Regisseurin Sophie Charlotte Fetten im Januar 2018 folgt nun – mitten in der Berlinale – „Ostkaktus“ von David Vagt. Wie immer dürft ihr euch auf den kompletten und Kurzfilm und auf unser Interview mit dem Filmemacher freuen.

Viel Vergnügen!

David, worum geht’s in deinem Film?
David Vagt:
Ostkaktus“ erzählt die Geschichte einer Punkband, zwei verliebter Jugendliche und einer Generation, die Widerstand gegen die DDR leistet. Die Wege kreuzen sich und eine Aneinanderreihung von Zufällen bringt die Band in Gefahr.

PLAKATOSTKAKTUS_NOTPREMIERE_smallWie ist die Idee dazu entstanden?
Ich habe mich mit Jugendbewegungen in der DDR auseinandergesetzt und es hat mich so viel an dieser Zeit fasziniert, dass daraus die Idee entstand, einen Film zu machen – über das Trampen, die Grenzen, über Verhöre und über Punkkonzerte in Kirchen. Dazu nahmen wir uns die Geschichte von Gilbert Furian als Vorbild, der Anfang der 80er Jahre Punks interviewte und für zwei Jahre im Gefängnis saß, nachdem er versuchte, die Manuskripte über seine Mutter in den Westen zu bringen. Wir haben dann mehrere kleine Geschichten zusammen montiert.

Wie wurde gedreht?
Wir sind während der Produktion sehr bescheiden geblieben. Da war auch viel DIY dabei – ich baute ein eigenes Rig für meine Canon 700D und baute neben vielen anderen Dingen einen Dolly selbst aus Holz und Plastikröhren. Meine Objektive stammen alle aus dem letzten Jahrhundert, sie sind zum einen viel günstiger und gaben dem Film auch ein wenig den Look, nach dem ich suchte. Beim Drehen waren wir meist nur eine kleine Gruppe von Leuten – und tauschten oft auch die Rollen – sehr oft waren die Boom Operator die Darsteller selbst.

Wie war die Arbeit am Film?
Die riesige Herausforderung war für uns natürlich, eine Umgebung für eine Geschichte zu schaffen, die in den 80er Jahren spielt – besonders mit unseren Mitteln. Hier in Potsdam hat sich unheimlich viel verändert, so dass wir sehr lange auf der Suche nach Drehorten waren. Auch die Arbeit am Drehbuch war nicht leicht. Einerseits war es eine große Herausforderung, die richtigen Worte zu finden – in den Verhörszenen zum Beispiel. Andererseits versuchten wir, mit unserer nicht-linearen Erzählweise einen schönen Bogen zu spannen. Besonders wurde die Produktion durch die Arbeit zwischen den Generationen – wir haben unsere Eltern mit ins Boot geholt und mit ihnen zusammen gearbeitet – alle älteren Darsteller sind Eltern von uns.

Ostkaktus“ ist erste Film der Potsdamer Jugendtheatergruppe „¡Ex it!“. Wie war die Arbeit an einem Filmprojekt im Vergleich zur Arbeit an Theaterprojekten?
Die Arbeit unterscheidet sich auf vielen Ebenen, hat aber auch einige Gemeinsamkeiten. Die Kamera macht die Bühne oft viel kleiner als in einem Theater, und so ließen die Schauspieler ihr Publikum viel näher ran als sonst. Ich hatte das Gefühl, dass bei der Arbeit im Film viel mehr ineinandergreifen muss, vieles musste genau abgestimmt sein – das Licht, die Continuity, die Locations. Besonders dadurch, dass wir uns alle vorher kaum in diesem Bereich auskannten, haben wir stärker gespürt, wie wichtig Teamwork ist.
Theater und Filme bieten verschiedene Räume zum Geschichtenerzählen – und können beide so vielseitig sein. Ich denke, dass man sich mit jedem Medium fragen sollte, welche Dinge man erzählen kann, die man mit anderen Mitteln nicht kann. Die Herangehensweisen sind oberflächlich natürlich sehr unterschiedlich – aber es stellt sich immer die Frage, wie man mit seinen Mitteln am besten eine Geschichte erzählen kann.

1 2