„Pepe Mujica“ von Heidi Specogna


Ex-Guerilla und (mittlerweile) Ex-Präsident: Pepe Mujica. Foto: Piffl Medien

Ex-Guerilla und (mittlerweile) Ex-Präsident: Pepe Mujica. Foto: Piffl Medien

Blumenzüchter und Präsident

Pepe Mujica war bis 2014 Präsident der Republik Uruguay und gilt als volksnaher und unkonventioneller Politiker. Heidi Specogna knüpft mit ihrem neuesten Film „Pepe Mujica – Lektionen eines Erdklumpens“ an „Tupamaros„, das erste filmische Porträt des Mannes aus dem Jahr 1997, an. In der Zwischenzeit stieg er vom Abgeordneten der Partei „Movimiento de Participacion Popular“ (Volkspartei) zum Landwirtschaftsminister und Präsident der Nation auf.

José „Pepe“ Mujica, auch „El Pepe“ genannt, wurde 1935 geboren. Er kämpfte während der 1970er Jahre mit der Guerilla-Gruppe „Tupamaros“ gegen die militärische Diktatur in Uruguay und verbrachte als politischer Dissident 14 Jahre in Haft. Nach seiner Freilassung widmete er sich mit seiner Lebensgefährtin Lucia Topolansky, die ebenfalls, einer Guerillagruppe angehörend, zeitweise interniert war, der Bewirtschaftung eines Bauernhofs und insbesondere der Blumenzucht. Pepe und Lucia setzten ihr politisches Engagement in der Volkspartei, die aus den „Tupamaros“ hervorging, fort. Pepe tritt 2010 für die Präsidentschaft an und gewinnt.

Der Film vermischt historisches Filmmaterial aus der Zeit der Diktatur mit Szenen aus dem Film von 1997 über Mujica und neuem Drehmaterial. Der Erzählstrang ist verworren, die Handlung hüpft immer wieder in der Zeit vor und zurück. Handlung hat der Film an sich wenig. Es geht der Autorin vor allem darum, ihr eigenes, wie es scheint, bedingungslos positives Bild Mujicas, einzufangen. Das geschieht unter anderem dadurch, dass Mujica in zahlreichen langen Monologen gefilmt wird, in denen er sich Gedanken zur Lage der Nation und zu seiner Rolle als höchster Politiker des Landes macht. Mujica hält den Sozialismus für gescheitert, er habe zu einem noch schlimmeren Kapitalismus geführt. Für sein Land möchte er eine „realistischere“ Form des Sozialstaates, die sich für die elementaren Bedürfnisse seines Volkes interessiert und es nicht auf die Verwirklichung einer langfristigen Utopie vertröstet.

Mujica sieht sich selbst als Ausnahmefigur des politischen Systems. Obwohl die Jugend der Politik nicht traue und er es bedauert, dass sie nicht mehr an ein übergeordnetes Ziel glaube, fühle er sich ihr nahe. Er glaubt seinerseits, von ihr akzeptiert zu werden. Der Film zeigt Mujica in seiner Zeit als Präsident bei verschiedenen öffentlichen Reden, in denen er sich emotional für das Wohlbefinden seiner Mitmenschen ausspricht. Die Zuhörer selbst kommen nur selten ins Bild, noch seltener zu Wort. Die ausgewählten Passagen aus den Reden scheinen tendenziös zusammengeschnitten zu sein, denn, betrachtet man es genau, sind sie banal in ihrer Aussage.

Einzig bei der Wiedergabe der Verhandlungen zum Gesetzesentwurf, der die Legalisierung von Marihuana behandelt, kommen kritische Stimmen vor, die eine widersprüchliche Argumentation Mujicas durchblicken lassen. Dies ist aber marginal, denn die Annahme des Gesetzes erscheint zweifelsohne als großer Erfolg, obwohl es mit nur knapper Mehrheit verabschiedet wurde. Folgt man dem Film, ist dieses Gesetz die aufsehenerregendste Reform, die Mujica während seiner Amtszeit durchgesetzt hat.

1 2