„Shiddi 7eilik“ von Salma ElShami & Areeb AlShathri (Mai 19)


Die Mockumentary „Shiddi 7eilik“ von Salma ElShami & Areeb AlShathri ist unser Open Screening-Kurzfilm des Monats Mai 2019.

An jedem dritten Mittwoch im Monat können Filmemacher ihre Kurzfilme – ohne Anmeldung, ohne Vorauswahl, ohne Jury – beim Open Screening im Sputnik Kino Kreuzberg präsentieren und jeweils nach der Vorführung mit dem Publikum ins Gespräch kommen. Unerwünschte Inhalte können vom Publikum mit mehrheitlich gezogener roter Karte gestoppt werden. Das Ganze ist somit so etwas wie ein Filmfestival ohne Netz und doppelten Boden, bei dem ausschließlich Filmemacher und Publikum entscheiden, was gezeigt wird.

berliner-filmfestivals.de präsentiert euch einmal im Monat einen von den Veranstaltern ausgewählten Beitrag der letzen Open Screening-Ausgaben mit einem Interview. Bei uns erfahrt ihr mehr über die Macher der Filme und ihre Pläne. Nach Marija Lučićs „Ships Sailing Nowhere im März und der Webserie „Mellowing von Kitt Proudfoot (Drehbuch) & Matthew Gundel (Regie) im April, stellen wir euch im Mai „Shiddi 7eilik“ vor.

Hier die kluge Mockumentary und unser Interview mit Regisseurin Salma ElShami…

Viel Vergnügen!

Salma, worum geht’s in „Shiddi 7eilik„?
Salma ElShami:
Der Film handelt von dem gesellschaftlichen Druck, der junge arabische Frauen zur Heirat drängt. Dieser zeigt sich in Redewendungen wie „Shiddi 7eilik„, was übersetzt in etwa „Mach dich bereit, streng dich mehr an“ bedeutet und in diesem Kontext heißen soll: „Finde schnell einen Ehemann“.

Wie bist du auf das Thema gekommen?
Shiddi 7eilik“ basiert auf eigenen Erfahrungen. Wenn du in die Zwanziger kommst, hörst du diesen Spruch häufiger von Angehörigen oder Freunden der Familie, auch von entfernten Cousins etc.. Irgendwann saßen Areeb, die den Film mit mir schrieb und mit mir Regie führte, ich und eine Freundin zusammen und die Unterhaltung landete bei der Phrase „Shiddi 7eilik“. Wir haben richtig Dampf abgelassen und uns darüber beschwert, dass es immer nur darum geht, ob man verheiratet ist oder nicht. Wir mussten sehr über die Schlussfolgerung, die „Shiddi 7eilik“ beinhaltet, lachen und haben uns ausgemalt, was es bedeuten würde, sie wörtlich zu nehmen. So kamen wir auf die Idee mit den „Heel Camps“.

Wie habt Ihr den Film gemacht?
Ich habe mich mit dem Projekt bei der SIKKA Art Fair beworben, wurde angenommen und somit finanziert. Wir waren eine kleine Crew, hauptsächlich Areeb und ich, und haben den Film innerhalb einer Woche realisiert. Die Produktion hat drei Tage gedauert, wir filmten teilweise in Vorlesungspausen. Für die Postproduktion brauchten wir nochmal vier Tage. Wir wollten in Richtung einer improvisierten und ungefilterten Grundstimmung gehen und haben deshalb mit vielen Handkamera-Shots im Doku-Stil und mit improvisierten Dialogen gearbeitet.

Wie war die Arbeit an „Shiddi 7eilik„?
Diesen Film gäbe es nicht ohne unsere Freunde und die Leute, die uns unterstützt haben. Als Filmemacherinnen haben wir auf das zurückgegriffen, was verfügbar war: Die Häuser von Freunden, das Equipment der Hochschule und als Statisten Freunde und Mitstudierende. Die größte Herausforderung war die Besetzung der Rolle der Camp-Leiterin (Miss Ibtisam). Auf Hajer bin ich über eine andere Schauspielerin in Dubai gekommen und habe versucht, sie zu gewinnen. Sie hat die Idee geliebt – und wir haben sie geliebt! Innerhalb weniger Tage war alles bereit. Der Dreh war zu großen Teilen improvisiert. Wir haben den Schauspielerinnen Eckpunkte gegeben, die erzählt werden sollen – wie sie das umsetzten und dramatisieren, lag dann bei ihnen. In der Postproduktion hat „Shiddi 7eilik“ definitiv nochmal eine neue Richtung eingeschlagen. Ich sollte gar nicht im Film sein, eigentlich hab ich in meinem Leben noch nie geschauspielert. Die Geschichte sollte von einem Mädchen und ihren Erfahrungen im Camp handeln. Nach zehn Stunden Schnitt fanden wir unsere erste Fassung furchtbar. Alles fühlte sich falsch an. Wir baten einen Freund, sich das anzusehen und sein Feedback hat alles geändert. Er meinte, die Story handelt nicht von dem Mädchen, sondern von uns, der Film-Crew, die auf das Heel Camp stößt. Wir mussten ein bisschen nachdrehen und BOOM, „Shiddi 7eilik„, wie wir es jetzt kennen, war geboren.

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