„Ships Sailing Nowhere“ von Marija Lučić (Mrz 19)


Gedreht wurde „Ships Sailing Nowhere“ hauptsächlich mit dem iPhone 7.

Der Sound spielt in dem Film eine wichtige Rolle. Wie hast du ihn entwickelt und umgesetzt?
Film ist für mich generell ein großartiges Medium, bei dem ganz verschiedene Künste zusammenkommen: Text, Sound, Bilder… der Sound ist da genauso wichtig wie die Bilder. Ich hatte Orginalton in der Natur aufgenommen, war aber nicht zufrieden, als ich ihn mit den Bildern zusammengeführt habe. Deshalb habe ich in Ableton neue Sounds aufgenommen. Das war besser aber noch nicht perfekt. Ich habe einen Monat am Ton gearbeitet und bin am Ende zu einer Mischung aus verschiedenen Sounds und Musik gekommen. So habe ich den Anfang des Songs „Nautilus“ von Claudine Chirac verlangsamt, bei freesound.org ein paar „Alien„-Sounds und den Chor gefunden und alles mit meinen Ableton-Aufnahmen gemischt. Das war viel besser, aber noch zu düster. Ich wollte etwas, um die Stimmung aufzuhellen, da es kein depressiver Film ist. Also suchte ich nach dem letzten Schliff im Klassikbereich und wählte am Ende den Donauwalzer von Johann Strauss – wie in „2001: A Space Odyssey„, einem meiner Lieblingsfilme. Ich wusste von Anfang an, welche Atmosphäre ich erzeugen wollte und das war der Beginn meiner Sound-Editing-Reise.

Wo war der Film bereits zu sehen? Und wo kann man ihn in Zukunft sehen?
Der Film lief im Februar beim „19. Gledalište Kinoklub Zagreb“ in Kroatien und beim Open Screening in Berlin. Ich schicke ihn noch auf ein paar Festivals und hoffe auf positive Resonanz. In Sachen Promo und Distribution bin ich nicht so gut, weil ich mich da nicht auskenne und es mich einfach nicht interessiert… Ich brauche einen Manager, haha! Bis jetzt bin ich mit dem Film auf Vimeo, Instagram und Facebook aktiv. Ich hatte die Idee, den Film zum Blockbuster zu machen, nach dem Motto: „‚Ships Sailing Nowhere‘ – It’s more than a movie, it’s a lifestyle“. Ivan, der Plakatgestalter, hat das Design gemacht und bald gibt’s T-Shirts, Tassen, Caps und Poster zum Verkauf, wie bei jedem großen Film. Für das Projekt habe ich mir die nicht existierende Produktionsfirma „Crollywood“ (Croatian Hollywood) überlegt, aber ich bin im Oktober nach Berlin gezogen und hatte keine Zeit mehr, das weiter zu verfolgen. Vielleicht gibt’s davon in der Zukunft was zu sehen …

Wie bist du zum Filmemachen gekommen?
Mit Fotografieren habe ich angefangen, die dann in Powerpoint bewegt. Später habe ich aufgenommes Material in Movie-Maker bearbeitet. Als ich in Zadar studierte, drehte ich meine erste schwarze Komödie gedreht über einen Bibliothekar, der eigentlich ein Superheld ist und Menschen rettet, indem er mit Büchern zuhaut. Der Film ist so mies, dass ich ihn niemandem zeige… Aber mir gefiel die Idee und es war eine gute Übung. Ich habe mir alles selbst gebracht und hatte bis zur Filmschule im Kinoklub zwar keine Film- oder Kunstschule besucht aber trotzdem schon allerhand gelernt. Ich mache gerne experimentelle Filme, weil diese einem Raum zum Austoben lassen. Mit zehn habe ich angefangen, Gedichte zu schreiben. Auf diese Weise kann ich mich am besten ausdrücken – und Experimentalfilm ist Poesie in Filmform. Was mir vorschwebt, ist eine Kombination aus Spielfilm und Experimentalfilm.

Du bist in Eriwan (Armenien) zur Welt gekommen, hast in Zadar (Kroatien) studiert und bist jetzt in Berlin. Wie unterscheidet sich die Arbeit als Künstlerin, bzw. Filmemacherin an diesen Orten?
In Armenien bin ich auf die Welt gekommen, wir sind von dort weggezogen als ich ein Baby war. In Kroatien ist es ziemlich schwierig, Künstlerin zu sein. Ohne eine Hochschulausbildung wird deine Arbeit nicht gewertschätzt. Aber es gibt alternative Orte, die ich sowieso lieber mag. Kinoklub ist so ein Ort, an dem man beim Filmemachen Grenzen überschreiten kann. Auch in Zadar gab es eine kleine Gruppe von Leuten, mit denen ich abhing und selbst Kunstveranstaltungen organisiert habe. Wir besetzten einen Ort und nannten ihn „Nigdjezemska“. Den gibt es immernoch und dort sind viele coole Events. In Zadar gibt es allerdings viele Rechtsextreme, die das Gebäude mit rechten Sprüchen beschmieren und Drohbriefe schicken. Ich bin in Ostkroatien aufgewachsen. Da ist es noch schlimmer, weil es überhaupt keine Kunstszene gibt.

Sind neue Projekte in Planung?
Ich überlege, einen experimentellen Horrorfilm im Spielfilmformat zu machen. Aber momentan beschäftige ich mich mehr mit VJing, zusammen mit meinen beiden Freundinnen Eliana Sola und Eili Johannessen als VJ-Kollektiv „Tensememori“.

Wie bist du auf’s Open Screening gekommen (und wie war’s für Dich)?
Ein Freund hat mir davon erzählt. Ich liebe die Idee des Open Screenings und dass jeder eine Chance hat, seine Arbeit zu präsentieren. Ich wünschte, es gäbe in Zagreb solche Veranstaltungen. Ich werde immer mit meinen neuen Arbeiten vorbeikommen! Es ist cool, dass das Publikum die Filme kommentiert und du Feedback zu deiner Arbeit bekommst.

Open Screening im Kino Sputnik.

Open Screening im Kino Sputnik.

Das nächste Open Screening

… findet am Mittwoch, den 20. März im Sputnik Kino in Kreuzberg statt.
Einlass & Filmabgabe ab 20 Uhr
Screenings ab 21 Uhr.
Mögliche Formate: Blu-ray, DVD, AVI, MPG2, MOV, MPG4 sowie alles, was der VLC-Player abspielt … und VHS.

Der Eintritt ist wie immer für Filmemacher und Publikum frei.

Mehr zum nächsten Open Screening bei Facebook und auf www.openscreening.de.
Alle Open Screening-Kurzfilme findet ihr in unserem Open Screening-Kanal!

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