„Shoplifters“ von Hirokazu Kore-eda


Die Strenge mit der in der japanischen Kultur traditionelle Werte aufrecht erhalten werden, zeichnet sich im Film ab. Das Konzept der romantischen Liebe, dem der Westen hohe Bedeutung beimisst, entspricht nicht der Mentalität Japans. Ehen werden in großer Zahl rationalen Gründen nach geschlossen. Die Gründung einer Familie bleibt weiterhin das von der Gesellschaft erstrebte Lebensziel. Eine Frau zieht sich spätestens Mitte Zwanzig ins Familienleben mit Kindern zurück. Vor einem solchen Hintergrund wird deutlich, wie subversiv sich die Protagonisten aus „Shoplifters“ wirklich verhalten. Als Schlüsselszene kann das Verhör der Polizei mit der vermeintlichen Mutter der Familie gelten: Sie sei die Mutter der Kinder, erklärt sie. Doch die Polizistin entgegnet ungerührt: „Ohne Geburt wird man nicht Mutter.“

Über die japanischen Verhältnisse hinaus, hat der Film eine allgemeingültige Relevanz. Der Glaube, nur Blutsverwandte seien zur Bildung einer Familie bestimmt, herrscht in vielen Gesellschaften und politischen Pamphleten vor. An sie richtet sich der Film. Hirokazu konstruiert sein Werk nicht als Anklageschrift, sondern als berührendes, an vielen Stellen heiteres Gesellschaftsbild. Seinen Figuren bringt er große Sympathie entgegen, obwohl er ihnen einzelne verachtenswerte Charakterzüge zuschreibt. Die Darsteller überzeugen, insbesondere die Kinder, durch ein empathisches und authentisches Spiel. Der Regisseur schafft es ohne übermäßigen Pathos ein authentisches, zu recht gefeiertes Kleinod zu präsentieren.

Teresa Vena

Shoplifters„, Regie: Hirokazu Kore-eda, Darsteller: Kirin Kiki, Lily Franky, Sōsuke Ikematsu, Sakura Andō, Akira Emoto, Chizuru Ikewaki, Naoto Ogata, Kairi Jyo, Kinostart: 27. Dezember 2018

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