„Suspiria“ von Luca Guadagnino


Regisseur Luca Guadagnino nimmt sich für seinen „Suspiria“ den italienischen Horrorfilms von Dario Argento als Vorlage. Im Bild: Die junge amerikanerische Tanzschülerin (Dakota Johnson). Foto: Amazon Studios

Hexenzirkel der Neuverfilmungen

Remakes von bekannten (Kult)filmen sind eine heikle Angelegenheit. Während vor allem in Hollywood die sogenannten Reboots populärer Franchises wie „Ghostbusters“ in Fankreisen häufig für Entrüstung sorgen, versuchen sich immer wieder Arthouse-Regisseure an einer Neuinterpretation bekannter Stoffe. Neben fragwürdigen Versuchen wie Gus Van Sants zielloser Hitchcock-Hommage „Psycho“ (1998) lassen sich jedoch auch absolute Überraschungen entdecken.

Für seine gleichnamige Neuverfilmung „Suspiria“ hat sich Regisseur Luca Guadagnino („Call Me by Your Name“) ein Musterbeispiel des italienischen Horrorfilms von Dario Argento als Vorlage ausgesucht. Die Handlung ist im Jahr 1977 angesiedelt, dem Erscheinungsjahr des Originals. Wir befinden uns mitten im Deutschen Herbst. Die junge Amerikanerin Susie Bannion (Dakota Johnson) kommt ins geteilte Berlin, um an dem renommierten Markos Tanzensemble unter der Leitung von Madame Blanc (Tilda Swinton) zu studieren. Sie macht außergewöhnliche Fortschritte und freundet sich mit der Tänzerin Sara (Mia Goth) an. Doch als die Tanzschülerin Patricia (Chloë Grace Moretz) unter mysteriösen Umständen verschwindet, kommt der Psychotherapeut Dr. Josef Klemperer (Lutz Ebersdorf alias Tilda Swinton) einem dunklen Geheimnis auf die Spur. Die Tanzschule scheint sich unter dem unbarmherzigen Bann eines Hexenzirkels zu befinden.

In sechs Akten und einem Epilog entfaltet Guadagnino ein ausladendes Horromärchen, welches sich visuell eindeutig von Argentos knallbuntem Albtraum distanziert. Die Szenerie ist bewölkt und regnerisch, der graue Beton der Berliner Mauer und Sepia-Töne beherrschen das Bild. Auch die Fassade der Tanzschule wirkt vielmehr brutalistisch als elegant. Im Hintergrund laufen durchgängig Radio- und Fernsehberichte über das Vorgehen der RAF-Terroristen, die das Flugzeug „Landshut“ entführt haben. Dadurch wird die artifizielle Genrewelt der Hexengeschichte in einen klaren Kontext mit Weltbezug verlagert.

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