„SZuper“ von Kőrösi Mátè (Aug 16)


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Der Film kommt ganz ohne gesprochene Dialoge aus, so dass die (wunderbare) Filmmusik sehr wichtig wird. Wer hat den Score komponiert und wie war die Zusammenarbeit?
iamyank, der Komponist, ist ein junger und sehr talentierter Musikproduzent, der in der Budapester Underground-Szene aktiv ist. Ich bin schon lange Fan seiner Arbeit, es war also naheliegend, ihn um Hilfe bei der Musik zu bitten. Er war sofort interessiert und begeistert. Zufällig haben wir uns mitten auf der Straße getroffen. Wir fingen an, über das Projekt zu sprechen und haben zwei Stunden später realisiert, dass wir immer noch redend mitten auf dieser Straße standen, obwohl wir eigentlich beide in Eile waren. Der Arbeitsprozess war wirklich entspannt. Wir haben uns ausführlich über mögliche Interpretationen des Films unterhalten. Da die Produktion von Musik nicht zu meinen Stärken gehört, konnte ich im nur ein paar abstrakte Hinweise und Referenzen zur Stimmung der einzelnen Szenen beisteuern. Ohne konkret alles zu wissen, habe ich iamyank arbeiten und seinen Instinkten folgen lassen.

Wo wurde der Film bislang gezeigt und wo wird er in Zukunft zu sehen sein?
Selbstvermarktung ist nicht unbedingt mein Ding. So habe ich „SZuper“ nur zu einigen ungarischen Festivals geschickt. Das bereue ich ein bisschen, auch weil eine der schönsten Aufführungen beim Open Screening im Sputnik Kino war. Es war das beste Publikum, das ich je gesehen habe. Ich war sehr zufrieden. Weil die erste Hälfte die Zuschauer zum Lachen gebracht hat, haben sie sich stärker auf die zweite dramatischere Hälfte eingelassen. Jetzt werde ich mich mehr auf meine neuen Projekte fokussieren und mich nicht mehr um die Auswertung von „SZuper“ kümmern. Der Film ist deshalb jetzt für eine Weile auf Youtube zu sehen.

Regisseur Kőrösi Mátè schwärmt von der Vorführung beim Open Screening.

Regisseur Kőrösi Mátè schwärmt von der Vorführung beim Open Screening.

Wie bist du zum Film gekommen?
Ich hab mit dem Filmemachen später als üblich angefangen. Im zweiten Jahr meines Sudiums hatte ich zum ersten Mal eine Kamera in Händen. Danach hatte ich das Glück, mich mit guten Verbindungen schnell in der Filmindustrie zurecht zu finden. Die ersten drei Jahre fühlte ich mich wie ein Kind im Süßwarenladen, wo alles interessant und bunt ist. Ich wollte alles auf einmal ausprobieren. Im letzen Jahr habe ich nun einen bewussteren Weg eingeschlagen und werde an der Akademie für Schauspiel und Film in Budapest im Fachbereich Dokumentarfilm meinen Master (MA) machen.

Du arbeitest aktuell an einem neuen Projekt namens Otthon – Home und hast eine Crowdfunding-Kampagne dafür gestartet. Erzähl uns mehr darüber!
Das ist extrem aufregend! Wir fangen Ende August an zu drehen. Es geht um einen Jungen, der zum ersten Mal Einsamkeit ausgesetzt ist. Und es geht um den Punkt, an dem ein Kind merkt, dass seine Eltern keine perfekten Wesen sind und wie alle ihre kleinen Geheimnisse haben. „Home“ ist ein sehr persönliches Projekt von mir, auch weil mein zweitjüngster Bruder die Hauptrolle spielt und seine Filmeltern von seinen tatsächlichen Eltern gespielt werden: von meinem Vater und seiner Frau. Sie sind professionelle Schauspieler, das ist also kein Problem. Alle Mitglieder der Crew kommen aus unserem engeren Lebensumfeld. Meine Idee ist, am Set eine kreative Stimmung zu erzeugen, in der gleichwertig jede Idee angehört und als verwendbar betrachtet wird. Das Drehbuch habe ich wieder mit Márk Szalai geschrieben. Dies wird sein MA-Abschlussprojekt. Wir arbeiten auch wieder im iamyank zusammen und verwenden sein erstes Album „Hiraeth“, das uns beim Schreiben inspiriert hat. Jetzt suchen wir über Indiegogo Unterstützer und Produzenten, um alles Notwendige für die Crew und die technische Seite des Drehs zu finanzieren.

Sind noch weitere Projekte in Planung?
Ich kümmere mich jetzt mehr um meine Dokumentarfilm-Projekte. Ich arbeite schon an einem Film über einen französischen Musiker, der quer durch Europa nach Rumänien reist, um tief in die Musik der Roma und ihren sogenannten „Gipsy Jazz Style“ einzutauchen. Ich interessiere mich für solche alternativen Lebensstile, die in der heutigen Gesellschaft eine Form von Freiheit darstellen. Eine weitere Idee ist, einen Film über die dänische Insel Samso zu machen. Im Sommer reisen mehr als 200 Leute aus verschiedensten Kulturen dorthin, um für Geld, das gerade zum Leben reicht, zu arbeiten. Hier treffen Sprachen und Glaubensrichtungen aufeinander. Ich will auch Reisen, um Inspiration für neue Projekte zu finden. Aber trotzdem will ich mich auch auf mein Studium konzentrieren.

Wie bist du auf’s Open Screening im Sputnik Kino gekommen?
Ich war zur Berlinale in der Stadt und habe die wunderbare und offene Haltung des Festivals sehr genossen. Ein Freund hat das Open Screening erwähnt. Zum Glück hatte ich eine untertitelte Filmdatei von „SZuper“ irgendwo tief in meinem Rucksack und beschloss, meinen Film dort zu zeigen. Es war eine der besten Entscheidungen, die ich je getroffen habe!

Open Screening im Kino Sputnik.

Open Screening im Kino Sputnik.

Das nächste Open Screening

… findet am Mittwoch, den 17. August 2016, im Freiluftkino Insel statt.
Filmabgabe ab 20 Uhr
Screenings ab 21 Uhr.
Mögliche Formate: Blu-ray, DVD, AVI, MPG2, MOV, MPG4 sowie alles, was der VLC-Player abspielt … und VHS.

Der Eintritt ist wie immer für Filmemacher und Publikum frei.

Mehr zum nächsten Open Screening bei Facebook und auf www.openscreening.de.
Alle Open Screening-Kurzfilme findet ihr in unserem Open Screening-Kanal!

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