„The Forest of Love“ von Sion Sono


„The Forest of Love“ von Sion Sono überzeugt als Film in voller Länge. (c) Netflix

Von der Verführung und der Unterwürfigkeit

Für Netflix sollte der japanische Regisseur eine Miniserie drehen, die sich von einem realen Kriminalfall inspirieren lässt. Die Serie ist zwar entstanden und besteht aus sieben Folgen, doch der Regisseur hat gleichzeitig auch einen einzelnen Spielfilm aus dem Material geschnitten, dessen Kapitelstruktur an den initialen Plan mit der Serie erinnert.

Zu Beginn von „The Forest of Love“ informiert ein Schriftzug, dass die Handlung, die sich in den nächsten zweieinhalb Stunden vor unserem Auge abspielen wird, wahren Begebenheiten entsprungen ist. Dies geht einem immer wieder durch den Kopf im Laufe des Films und gibt dem Gesehenen eine zusätzliche Ebene.

Shin ist ein junger, scheinbar gehemmter junger Mann, der neu in Tokio ist. Als er auf einem öffentlichen Platz sein selbstgeschriebenes Lied zum Besten gibt, sprechen ihn Jay und sein Freund an. Sie wollen einen Film machen, mit dem sie am Pia Film Festival den ersten Preis gewinnen werden und damit eine Karriere als berühmte Regisseure beginnen können. Noch haben sie aber keine Ahnung wovon der Film handeln soll. Doch schon bald bietet sich den Dreien ein Thema an. Taeko, ist eine junge Punkerin und alte Bekannte von Jay. Zusammen besuchen sie ihre ehemalige Schulfreundin Mitsuko.

Mitsuko und Taeko haben in den 1980er Jahren eine Mädchenschule besucht. Taeko war die Regisseurin eines Theaterstücks, in dem Mitsuko Julia und eine andere Schülerin Romeo spielten. In Romeo waren Mitsuko und Taeko verliebt. Beide tragen ein tiefes Trauma davon, vom gewaltsamen Tod des Romeo. Mitsuko lebt fortan als Jungfrau, möchte sich nicht auf einen Mann einlassen und Takeo, im Gegenteil dazu, ist zur „Schlampe“ geworden, wie sie selbst sagt. Ihre Leben sollen sich wieder annähern, als eine weitere Figur ins Spiel kommt. Joe Murata, ein Harvard-Absolvent und erfolgreicher Filmproduzent, nach seinen Angaben. Er macht Mitsuko den Hof. Taeko ist alarmiert, denn vor ein paar Jahren hat er auch ihr, ihrer Schwester und zugleich ihrer Mutter nachgestellt.

Prompt haben die drei Freunde ihr Filmsujet. Murata bietet alles, was man sich als Filmemacher nur wünschen kann. Charme, Durchsetzungsvermögen, Erfolg bei den Frauen und vermutlich ist er auch noch der Serienmörder, der im ganzen Land gesucht wird. Auch für den Zuschauer ist diese Figur sowohl faszinierend als auch abstoßend. Es liegt zu einem großen Teil an der schauspielerischen Leistung von Kippei Shiina, dass dieser Charakter dermaßen überzeugend wirkt.

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