„The Story Of Technoviking“ von Matthias Fritsch


Matthias Fritschs "The Story Of Technoviking" läuft beim 11. achtung berlin in der Reihe Berlin Documents.

Matthias Fritschs „The Story Of Technoviking“ läuft beim 11. achtung berlin in der Reihe Berlin Documents.

Wem gehört ein Internet-Meme?

Laute Bässe wummern, junge Menschen zwischen 20 und Mitte 30 tanzen ausgelassen auf der Straße – im Hintergrund erheben sich Berliner Straßenzüge. Mittendrin: eine schwarze Silhouette eines breit gebauten Mannes, der zu den Beats tanzt – oder vielmehr stampft – und seinen Arm sowie Zeigefinger in die Luft reckt. Die Stimmung ist ganz oben.

Das Video von der Berliner Fuck Parade 2000 heißt ursprünglich „Kneecam No. 1“ und stammt vom Berliner Künstler Matthias Fritsch. Das alles weiß nur niemand, denn bekannt, sogar weltberühmt wurde nur der bullige Mann – der Techno Viking. In „The Story Of Technoviking“ ist er nur kein einziges Mal zu sehen – obwohl die meisten Internetnutzer ihn wohl kennen dürften. Schuld an dieser Ausradierung ist eine Klage des Mannes, der der so genannte Techno Viking ist.

Die Geschichte dieses bekannten Memes beginnt damit, dass Fritsch seinen eigentlich recht unspektakulären Clip von ravenden Menschen auf seiner Homepage uploaded und irgendwann auch allmählich auf anderen Homepages auftaucht. In Foren diskutieren die User emsig über den Mann im Zentrum der Videos und verpassen ihm einen Namen – der Techno Viking ist erschaffen. Kaum auf youtube ist seine Verbreitung nicht mehr zu stoppen. Eine Welle von Bearbeitungen des Clips schwemmt die digitale Welt – 2007 geht der Techno Viking viral.

Im Unterschied zu anderen Internet-Videos, bei denen das Interesse nach einem kurzen Peak meist abebbt, besteht im Fall vom Techno Viking eine über Jahre andauernde Popularität und Interesse. Während Fritsch noch immer hofft, dass sich der „echte“ Mann hinter dem Meme vielleicht bei ihm meldet, kommt alles ganz anders. Nachdem der Clip sich über Jahre munter durch das Web verbreitet hat, bekommt der Urheber Post vom Anwalt. Der Mann, der sich lange bedeckt gehalten hat, besteht darauf, dass der Clip mit ihm aus dem Netz genommen wird und verweist auf die Rechte an seiner Person. Fritsch muss zahlen – mehr als zwei seiner Jahresgehälter als freischaffender Künstler. Dabei hat er selbst nur etwas Geld durch Youtube Werbung und bedruckte T-Shirts eingenommen. Doch Techno Viking ist nicht aus dem Netz zu verbannen, ein Kampf gegen Windmühlen. Immer wieder modifizieren, imitieren und posten Menschen den mittlerweile legendären Clip.

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