„The Story Of Technoviking“ von Matthias Fritsch



Die Doku „The Story Of Techno Viking“ rollt die Geschichte des Videos von seinem – den meisten Menschen unbekannten – Beginn auf und geht der Frage nach, wie viraler Content überhaupt funktioniert. Der Zuschauer erfährt eindrucksvoll, wie der Urheber die Kontrolle über sein eigenes Produkt verloren hat und seinen Weg nun beobachtet, erforscht und dokumentiert. Dabei basiert die Dokumentation auf Mitschnitten von Vorträgen von Matthias Fritsch, diversen Techno Viking-Youtube Videos, Screenshots, Experteninterviews und Medienberichten. Diese Kombination wirkt ausführlich und nachvollziehbar, auch wenn manche Erklärungsversuch des Phänomens von Anwälten und Netzexperten für Otto Normal-Internetnutzer zu wissenschaftlich erscheinen. Das immer wieder aufploppende Kapitelmenü begleitet den Zuschauer und ermöglicht eine Orientierung in der Komplexität der Informationen. Die Dokumentation ist jedoch zu keinem Moment staubtrocken – das könnte sie schon deshalb nicht sein, weil sie immer wider und passenderweise von Technobeats begleitet wird.

Obwohl der Techno Viking im Fokus steht, entfaltet der Film über diesen speziellen Fall hinaus Fragen und Problematiken, die für alle relevant sind, die sich im Internet bewegen. So kann theoretisch von jedem, der sich im öffentlichen Raum bewegt, jederzeit potenziell ein Video oder Foto ohne eigene Zustimmung entstehen. Das eigene Abbild kann ungewollt im Internet landen. Interessant ist zudem das Kollidieren von Kunst und Persönlichkeitsrechten, das schwer auszuloten ist. Welche Rechte hat ein Künstler in Bezug auf ein von ihm geschaffenen Werk? Wann kann man überhaupt von Kunst reden? Copyright Fragen verhandelt Matthias Fritschs Film auf einem komplexen Niveau. Am Ende steht aber ganz klar die Message: die Gesellschaft muss Regularien finden, aber Gesetze dürfen keineswegs die Freiheit zu stark einschränken.

Es ist eine mutige Entscheidung des Regisseurs trotz der Klage noch einmal das Thema Techno Viking anzufassen. Die Dokumentation feierte Deutschlandpremiere beim 11. achtung berlin Filmfestival. Matthias Fritschs Ziel ist es nun, „The Story Of Technoviking“ noch in diesem Jahr für alle kostenlos im Internet zugänglich zu machen. Jeder kann für dieses Vorhaben spenden und das Projekt unterstützen.

Cindy Böhme

The Story Of Technoviking„, Regie: Matthias Fritsch

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