„Tiefe Wasser“ („Płynące wieżowce“) von Tomasz Wasilewski



In der Anfangsszene klingt die Tonkulisse der Unterwasseraufnahmen von Schwimmern herrlich dumpf und basslastig. Eine ähnliche Atmosphäre versprühen auch die mit elektronischer Musik unterlegten nächtlichen Streifzüge der beiden Männer durch Warschau: In Slow Motion (sie sind von Marihuana benebelt) fahren sie wie im Kreis Etage für Etage in einem Parkhaus ab. Etwa in der Mitte des Films bleibt Jakub während eines Wettkampfs auf halber Strecke stehen. Der Ton wird zum Spiegel seines inneren Wandels. Man hört die Zuschauer am Rande des Beckens ihren Favoriten anfeuern. Die Geräusche der Außenwelt verstummen allmählich und als wäre die Verbindung zwischen ihm und der Gesellschaft, in der er sich bisher bewegte, gekappt worden, vernimmt man plötzlich nur noch sein lautes Ein- und Ausatmen.

Wasilewskis Verquickung von Sylwias stummen Leid, Jakubs introvertierter Verzweiflung und Michals offenerem Identitätskampf setzt den Zuschauer einem enormen psychologischen Druck aus. Selbst schwul und stark von dieser Geschichte betroffen, habe ich mich auch einen Tag nach der Sichtung nicht von diesem Film erholt.

Raphaël Rück

Tiefe Wasser“ („Schwimmende Wolkenkratzer“ / „Płynące wieżowce„), Regie: Tomasz Wasilewski, Darsteller: Mateusz Banasiuk, Marta Nieradkiewicz, Bartosz Gelner, Katarzyna Herman, Kinostart: 26. Juni 2014

Weiterlesen: Die Kamera führte der Pole Jakub Kijowski, den Nina Linkel in unserem Portrait „Der Mann für besondere Stimmungen vorstellt.

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