„Trumbo“ von Jay Roach


“Breaking Bad”-Star Bryan Cranston emanzipiert sich als Dalton Trumbo von seinem Rollenbild. Foto: Paramount

“Breaking Bad”-Star Bryan Cranston emanzipiert sich als Dalton Trumbo von seinem Rollenbild. Foto: Paramount

„Wo Angst regiert, herrscht Hysterie“ (Dalton Trumbo)

„Das ist der Beginn eines amerikanischen Konzentrationslagers für Schriftsteller.“ Mit diesem Satz verließ einer der erfolgreichsten Drehbuchautoren seiner Zeit am 28. Oktober 1947 seinen Platz nach seiner Anhörung vor dem „House Un-American Activities Committee“ (HUAC).
Dalton Trumbo („Roman Holiday“, „Spartacus“, „Papillon“) zählte zu den über 40 Personen aus der Filmbranche, die in jenem Oktober eine Vorladung erhielten, um vor dem HUAC wegen des Verdachts, kommunistische Verbindungen zu staatsfeindlichen Gruppen zu unterhalten und im Volk subversiv antiamerikanische Propaganda zu streuen, aussagen mussten. Ein Grund, warum gerade die Filmindustrie in den Fokus der Untersuchungen geriet, liegt wohl in der Wirkungsmacht und Reichweite des Filmmediums zu jener Zeit verankert, die in den „Goldenen Jahren Hollywoods“ auch dazu verhalf, die Macht der damaligen Hexenjäger zu stabilisieren. Andererseits reichte die Spurensuche nach den „Reds“ schon in die 30er Jahre zurück, die Zeit, die dazu führte, dass sich viele Künstler und Filmschaffende nach den Jahren der Großen Depression von der linken Idee angezogen fühlten.

Von den über 40 vorgeladenen, fügte sich die überwiegende Mehrheit den unlauteren Methoden des Unterausschusses im Repräsentantenhaus. Um größeren Schaden von ihrer eigenen Person und ihrer Arbeit abzuwenden, zeigten sie sich entweder kooperativ den Ermittlern gegenüber oder beriefen sich auf den 5. Zusatzartikel der amerikanischen Verfassung – das Recht jedes Einzelnen, sich nicht selbst zu belasten. Allein die so genannten ‚Hollywood 10‘ leisteten erbitterten Widerstand gegen die ketzerischen Entwicklungen jener Zeit und verweigerten jegliche Aussage vor dem Ausschuss, der für sie eins der undemokratischsten Instrumente offenkundigen Machtmissbrauchs darstellte und dessen Rechtmäßigkeit sie anzweifelten. Sie forderten Beweise für die Unterstellungen (Archivmaterial vom Prozess) und beriefen sich auf den 1. Zusatzartikel, der amerikanischen Verfassung, der es dem Gesetz u.a. untersagt, die Meinungs- und Redefreiheit anzugreifen und nach eigenem Gutdünken zurechtzustutzen bzw. für eigenen Zwecke zu missbrauchen. Ihre Missachtung des Kongresses, ihr provokatives Schweigen und ihr Kampf gegen diesen Kreuzzug einer hysterisch gewordenen Gesellschaft – die unter Senator Joseph McCarthy noch weit massivere Auswüchse annehmen sollte –, die im Angst vergifteten Klima des Kalten Krieges begann, auf der Verfassung und den Grundrechten herumzutrampeln, wurde schließlich als Beweis für die Mitgliedschaft der Beschuldigten in kommunistischen Vereinigungen gewertet.
Er mündete nicht nur in einer Jahrzehnte andauernden Verbannung aus dem Hollywoodbusiness und kam damit einem Berufsverbot gleich, das den Künstlern jede Form ökonomischen Überlebens nahm, sondern endete für viele auch in Selbstmord und Gefängnis. „Die Meinungs- und Redefreiheit ist ein Luxus, für den nur wenige bereit wären zu kämpfen.“, resümierte Dalton Trumbo viele Jahre später.

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