„Trumbo“ von Jay Roach



Aus dieser abgründigen Hollywoodvergangenheit zaubert Jay Roach mit seinem Biopic „Trumbo“ ein eher leicht konsumierbares Drama, das es durchaus unterhaltsam versteht, den Appetit für die komplexe Geschichte der damaligen Zeit anzuregen. Der Regisseur, der sich bisher eher einen Namen machte mit Fernsehfilmen und Komödien wie „Austin Powers“ oder „Dinner for Schmucks“, verkehrt das obskure Kapitel im Erbe Hollywoods primär zur Heldengeschichte eines cleveren Mannes, der es verstand, dem System manche Haken zu schlagen.

Chronologisch spannt Drehbuchautor John McNamara – auf der Basis der von Bruce Cook verfassten Biographie – seine Geschichte auf, wirft Schlaglichter zurück in die 30er Jahre, als viele Künstler der Kommunistischen Partei beitraten, erzählt von Trumbos Mitgliedschaft zu Beginn der 40er Jahre, beleuchtet die allmählich sich ausbreitende Hysterie gegenüber linken Ideen mit Ausbruch des Kalten Krieges und zeigt die Funktion der Medien – besonders die Rolle der L.A. Times Kolumnistin Hedda Hopper (Helen Mirren) – als ganz eigene Propagandamaschine dabei auf.

Schließlich widmen McNamara und Roach den Großteil ihrer Erzählung aber Trumbos Überlebenskampf während seines über zehnjährigen Berufsverbots, als die Motion Picture Association of America (MPAA) sämtliche beschuldigte und verurteilte ’subversive Kräfte‘ in der Branche nachhaltig sanktionierte, was viele Künstler nicht nur mit dem Verlust ihrer Reputation bezahlten.

Die auferlegten Restriktionen unterwanderten Trumbo und andere Autoren mit häufig wechselnden Pseudonymen und boten ihre Bücher den King Brüdern an, die sie zu Schleuderpreisen ankauften und an die Studios weiterreichten. Auf diese Weise erreichten schließlich doch die Stimmen der Geächteten wieder die Kinoleinwände, einige Drehbücher erhielten sogar einen Oscar. Am Ende waren es aber nur wenige, die eine derartig schnelle Produktionstaktung wie der Mann aus Colorado schafften, um ihr Überleben zu finanzieren. Dalton Trumbo, der sich selbst auch ‚Prisoner 7551‘ nannte, gehörte zu den bekanntesten auf den Index gesetzten Autoren. Doch die Liste ist endlos und umfasste auch etliche Schauspieler, Regisseure, Kameramänner und Produzenten. Darunter Größen wie Elia Kazan oder Charlie Chaplin.

Fokussiert auf die Trumbo nachgesagten Eigenschaften eines temperamentvollen und humorvollen Mannes, der bisweilen stur an seinen Prinzipien festhielt, errichtet Jay Roach dem zweimaligen Oscargewinner Dalton Trumbo („Roman Holiday“, „The Brave One“) mit seinem Film ein Denkmal, und feiert ihn als einen der gewieftesten Unbeugsamen jener Zeit. Konventionell strickt Roach seine Erzählung an Episoden entlang, inszeniert aber den damaligen Zeigeist eher in oberflächlichen Strukturen wie der Ausstattung oder der Musik. Die apokalyptische Dimension damaliger Schauprozesse und die verseuchte gesellschaftliche Atmopshäre um Verrat, Missgunst und Repression kann der Zuschauer nur vorsichtig erahnen. Roach verkleidet sie zu sehr hinter vergleichsweise eindimensionalen Figuren, die den komplexen Ereignissen und den durchaus auch ambivalenten Charakteren seinerzeit kaum gerecht werden. Doch ein herausragender Cast, getragen von Helen Mirren, Louis C.K. oder auch John Goodman macht all die Oberflächlichkeiten wett. Und nicht zuletzt schultert vor allem Sympathieträger Bryan Cranston („Breaking Bad“) als Dalton Trumbo den gesamten Film. Mit verspielter Leichtigkeit und jeder Menge Charme verkörpert er die Ikone unter den us-amerikanischen Drehbuchautoren, die besonders dafür bekannt war, einen Großteil ihrer Werke in der Badewanne bei Whiskey und Zigarette geschrieben zu haben.

Trotzdem kann am Ende Jay Roachs Film nur als eine Art Teaser für die komplexen Ereignisse und Biographien jener Zeit dienen und im Jahr von Trumbos 40. Todestag an die bis heute nicht in jedem Land als selbstverständlich durchgesetzten Bürgerrechte erinnern.

SuT

Trumbo„, Regie: Jay Roach, DarstellerInnen: Bryan Cranston, Diane Lane, Helen Mirren, Louis C.K., Elle Fanning, John Goodman und Michael Stuhlbarg, Kinostart: 10. März 2016

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