„Vor uns das Meer“ von James Marsh



Letztendlich bleibt nur eine Vermutung, wie es hätte gewesen sein können, denn es gibt keine eindeutige Darstellung der Geschehnisse. Der Film sucht nach der Wahrheit. Wenn ein Film es schafft, die Distanz zum Geschehen aufzuheben und den Zuschauer mitzunehmen und mitzureisen auf solche eine extreme Reise, dann ist das Drama ein wahres Schmuckstück. Man verliert sich im positiven Sinne in der Geschichte. Viel Sympathie und Mitgefühl für diese Figur wird vor allem durch das Spiel von Colin Firth transportiert. Firth läuft in „Vor uns das Meer“ zur Bestform auf und überzeugt in voller Länge. Der Film verfolgt eine klare Linie in der Erzählung und unternimmt nicht, wie seine Hauptfigur, abweichende Experimente – keine Flashbacks, Zeitsprünge oder Ellipsen.

Begleitet wird die extreme Reise von der Musik vom kürzlich verstorbenen Komponisten Jóhann Jóhannsson, die das Innenleben der Figur spiegelt und nach außen transportiert. Musikalisch ist das Drama in der ersten Hälfte voller Optimismus und Hoffnung, in der zweiten Hälfte wendet sich die Stimmung: es wird unheilvoll, düsterer, pessimistischer. Jóhannsson untermalt und vervollständigt tonal das visuelle Portrait mit all seinen dunklen Seiten.

Das psychische Drama zeichnet einen verbitterten Helden, der zwar Lust hat auszubrechen, dessen Helden-Maske aber auf hoher See anfängt zu bröckeln. Crowhursts Geschichte ist bestimmt von seinen Träumen, an denen er scheitert. Mit dramatischen Tiefgang und Abgründen skizziert „Vor uns das Meer“ eine ungeschminkte, emotionsgeladene Wahrheit vom Versuch außergewöhnliche Dinge zu tun.
Ein starkes Drehbuch mit einer fesselnden Geschichte, die Musik von Jóhann Jóhannsson und die hervorragende Glanzleistung von Colin Firth, machen den Film zu einer Perle unter den diesjährigen Filmveröffentlichungen.

Sophia Förtsch

Vor uns das Meer„, Regie: James Marsh, Darsteller/-innen: Colin Firth, Rachel Weisz, David Thewlis, Ken Stott, Jonathan Bailey und Adrian Schiller, Kinostart: 29. März 2018

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