„Wildes Herz“ von Charly Hübner


Frontmann der Punkband Feine Sahen Fischfilet: Jan „Monchi“ Gorkow. © Neue Visionen Filmverleih

Frontmann der Punkband Feine Sahen Fischfilet: Jan „Monchi“ Gorkow. © Neue Visionen Filmverleih

Punk gegen Rechts

Mecklenburg Vorpommern ist ein schönes Bundesland. Im Norden grenzt es an die Ostsee mit der beliebten Urlaubsinsel Rügen, im Süden liegt die Mecklenburgische Seenplatte mit dem flächengrößten See Deutschlands, der Müritz. Drei der sechzehn deutschen Nationalparks sind hier zu bestaunen, sowie zahlreiche Naturschutzgebiete, Baudenkmäler, Schlösser und Altstädte. Seit der letzten Landtagswahl im September 2016 sprechen aber alle nur vom angeblichen Sieg der rechten Parteien in „Meck-Pom“. AfD und NPD kamen zusammen auf 23.8% der Stimmen.
Dass es hier starke rechte Strömungen gibt, ist nichts Neues. Man denke nur an die Ausschreitungen 1992 in Rostock-Lichtenhagen. Wie ist es in einem solchen Umfeld aufzuwachsen? Charly Hübner ist selbst im Süden Mecklenburg Vorpommerns aufgewachsen. In „Wildes Herz„, seinem ersten Film als Regisseur erzählt er aber nicht seine eigene, sondern die Geschichte von Jan Gorkow, dem Sänger der Band „Feine Sahne Fischfilet“.

Jan Gorkow, alias Monchi, wächst an der Ostseeküste auf. Schon als kleiner Junge ist er sehr aufgedreht und provoziert nicht nur seine Eltern bis aufs Blut. Da er sich schon immer für Fußball interessiert, ist der Weg zu den Rostocker Ultras nicht weit. Dort kann er seine jugendliche Energie kanalisieren. Nach Stadionverbot und mehreren Verhaftungen verliert die blinde Randale ihren Reiz. Er gründet mit ein paar Freunden eine Band. Sie machen Punkrock und feiern mit ihren ersten Liedern das Saufen und Partys. Das zieht blöderweise auch viele Nazis an, denn wie die meisten Jugendlichen trinken auch sie gerne mal einen über den Durst und feiern Partys.

Auf dieses Publikum hat die Band „Feine Sahne Fischfilet“ aber keinen Bock. Um sich abzugrenzen werden nicht nur die Texte politischer, auch die Bandmitglieder politisieren sich zunehmend. Monchi ist überall da, wo sich Neonazis und Konsorten zu fragwürdigen Demonstrationen oder Gedenkmärschen treffen – und zwar auf der anderen Seite, bei der Gegendemo. In der rechten Szene macht ihn das nicht grade beliebt. Da landet schon mal eine Axt in seinem Auto und es werden Sticker verteilt auf denen Monchis gespaltener Kopf zu sehen ist. Das hält den quirligen Sänger nicht davon ab, weiter gegen den Rechtsruck in seinem Bundesland anzukämpfen. Zur letzten mecklenburgischen Landtagswahl starten er und seine Band die Wahlkampftour „Noch nicht komplett im Arsch – Zusammenhalten gegen den Rechtsruck“. Sie touren zusammen mit Materia (gebürtiger Rostocker) und Campino durch ihr Bundesland.

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