„Zeit für Utopien“ von Kurt Langbein



Zeit für Utopien“ hält der Wohlstandsgesellschaft den Spiegel vor. Brauche ich einen eigenen Gefrierschrank? Will ich meine Waschmaschine mit meinen Nachbarn teilen? Brauche ich selbst möglichst viel Platz oder teile ich lieber einen kleinen Park und Gemeinschaftsräume? Das klingt jetzt ein bisschen nach Studentenwohnheim oder besetzten Haus, ist aber viel bürgerlicher. Die Genossenschaft Kalkbreite ermöglicht ein energieeffizientes, nachhaltiges und ökologisches Leben mitten im Zentrum von Zürich. Statt auf Verzicht setzt man auf Mäßigung, statt auf Vereinzelung in der Großstadt auf Gemeinsinn und Austausch. Ohne Zwang aber mit Pathos wird hier eine Utopie im Mikrokosmos gelebt.

Kurt Langbein setzt die zeitgenössischen Beispiele auch in den Bezug zur Geschichte. Er filmt die Ruinen kooperativer Strukturen in Ostdeutschland, die nach der Wende zerschlagen wurden. Er kontextualisiert die alternativen Lebens- und Wirtschaftsformen mit Expertenmeinungen aus den Reihen des Finanzkapitalismus und der Wissenschaft. Es wird deutlich, der Kapitalismus wird an sein Ende kommen – die Frage ist nur wann. Kooperative und solidarische Strukturen werden implizit und explizit als die Antwort auf die gedankliche Leere und das ideologische Loch nach dem Ende des aktuellen Systems präsent. Die Geburt eines Kindes in der Genossenschaft Kalkbreite schließt den Film hoffnungsvoll ab.

Zeit für Utopien“ zeigt auf, wie jeder Einzelne in seinem Alltag Einfluss nehmen kann. Man muss es nur wagen.

Leontin Beger

Zeit für Utopien„, Regie: Kurt Langbein, mit: Petra Wähning, Hansalim, Laura Gerritsen, Olivier Leberquier, Nadine Fiquet, Frieda, Vanja und Stefan Salzmann. Kinostart: 19. April 2018

Roadshow-Premiere mit Filmgespräch am 12.04.2018 in Berlin, 20:15 Uhr im Kino i.d. Kulturbrauerei mit Kurt Langbein, Petra Wähning, Laura Gerritsen und Niko Paech.

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