„Zero Days“ von Alex Gibney



Regisseur Alex Gibney setzt akribisch und ganz im Sinne aufklärerischer Maxime die Chronik einer militärischen Operation zu einem komplexen Bild zusammen und fordert nach einer öffentlichen Debatte über den Einsatz virtueller Kriegswaffen. Wie sonst könnten die nach humanitärem Völkerrecht vereinbarten Regeln in Kraft treten, wenn Kriege nicht offiziell erklärt werden, im Verdeckten ablaufen, ohne politisches Mandat dazu, Menschenrechte verletzt werden und niemand weiß, wer dafür zur Verantwortung gezogen werden muss.

Über die Auswirkungen, die im Geheimen ausgelöste, virtuellen Kriege auf die Gesellschaft hätten, wenn deren Infrastruktur implodiert, geben neben etlichen Actionthrillern auch Bücher wie „Blackout – Morgen ist es zu spät“ von Marc Elsberg ausführlich Aufschluss. Ist der Nullpunkt erst einmal erreicht, kann es Monate oder sogar Jahre dauern, die zerstörten Systeme wieder in Gang zu setzen.

Gibney gelingt es in seinem Film, bei aller Komplexität der Geschichte, klar und verständlich zu bleiben und die nüchternen Fakten und Daten auch visuell fesselnd umzusetzen. Mit feinstem Gespür verdichtet Gibney dabei die Aussagen seiner Interviewpartner und Informanten zu einem beunruhigenden Doku-Thriller, der nicht nur den Übergang von Sci-Fi-Utopien und James Bond-Fantasien in die Realwelt freilegt, sondern gleichzeitig einen moralischen Imperativ reklamiert, der den einen oder anderen grübelnd den Saal verlassen lässt.

SuT

Zero Days“ von Alex Gibney, Kinostart: 1. September 2016

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