„Zwischen zwei Leben – The Mountain Between Us“ von Hany Abu-Assad


Die beiden Superstars Kate Winslet und Idris Elba tragen durch "Zwischen zwei Leben". © 2017 Twentieth Century Fox

Die beiden Superstars Kate Winslet und Idris Elba tragen durch „Zwischen zwei Leben“. © 2017 Twentieth Century Fox

(Über-)Leben

„Wir kommen drei Wochen ohne Essen aus. Drei Tage ohne Wasser. Drei Stunden, wenn wir keinen Schutz finden.“ Stell dir vor, du sitzt in einem Flugzeug, neben einem Unbekannten und urplötzlich stürzt ihr mitten im Nirgendwo ab. Dein Leben liegt jetzt in den Händen dieses völlig fremden Menschen. Für einige der Horror. Für Fotojournalistin Alex Martin (Kate Winslet) die Realität.

Wegen eines Unwetters wurden alle Flüge nach Baltimore gestrichen, doch Alex muss auf ihre Hochzeit. Auf dem Flughafen hört sie zufällig mit, dass Ben (Idris Elba) ebenfalls zügig weg will, da der Neurochirurg dringend zu einer wichtigen OP muss. In dieser Notsituation überredet Alex Ben ein privates Flugzeug zu mieten und mit einem Piloten und dessen Hund auf eigene Faust zu fliegen. Eine Entscheidung, die alle Beteiligten noch bereuen werden.
Der Film nimmt Fahrt auf, als besagtes Flugzeug über den Bergen abstürzt. Der Pilot stirbt. In beeindruckenden Bildern stürzt das Flugzeug in die atemberaubende Kulisse, die sich erschreckend und idyllisch zugleich offenbart. Für Ben und Alex gibt es kein Vor und kein Zurück. Aufgeben kommt für beide nicht in Frage. Ben versorgt das schwer in Mitleidenschaft gezogene Bein von Alex. Beide verlieren das Zeitgefühl. Nach ein paar Tagen, dem vergeblichen Versuch von Ben Hilfe zu holen und dem harten Kampf von Alex gegen ein Wildtier, entschließen sich beide mehr oder weniger freiwillig das Flugzeugwrack zu verlassen.

Die erste Hälfte des Films setzt auf viele Großaufnahmen im Flugzeug – später auch im Wrack, spektakuläre Bilder des Absturzes, Panoramaeinstellungen der Berge und beeindruckt dank des authentischen Spiels der beiden Darsteller. Hier geht es ums Überleben. Die Zerrissenheit der beiden Figuren ist deutlich zu spüren: Loslaufen oder verharren? Keiner weiß, dass beide vermisst werden, da der Pilot den Flug nicht angemeldet hat. Die Vorräte reichen nicht aus, um zu bleiben. In den ersten fünfundvierzig Minuten ist der Film ein erstklassiges Survivaldrama – dessen Ausgang ungewiss bleibt. Nachdem Alex mit ihrem kaputten Bein los läuft, nimmt Ben die Verfolgung auf und findet sie wenig später. So idyllisch die Landschaft auch scheint, so bedrohlich wird sie für die Charaktere. Beide laufen tagelang bergab und Ben fängt an zu zweifeln, ob sie es überhaupt schaffen werden. „Wir haben keine Wahl, keiner weiß wo wir sind“ – Alex steht buchstäblich am Abgrund, doch sie will weiter kämpfen und einen Weg finden. Die anfängliche Distanz zwischen beiden wird Stück für Stück aufgebrochen und das Survivaldrama entwickelt sich in der zweiten Hälfte zur Romanze. Waren die Dialog am Anfang stets „Wir sterben vielleicht zusammen und ich kenne dich kaum“, wandelten sie sich schnell um in „Ich fühle mich lebendig durch dich“.

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