Programm vom Radical Frame Film Festival


Am Mittwoch den 3. Februar 2010 beginnt um 18:00 Uhr im Kino Moviemento das Radical Frame Film Festival. Gezeigt werden 16 Kurz- und Spielfilme aus vier Kontinenten, die sich mit Themen wie Menschrechte, Umwelt, Antiglobalisierung oder sozialer Gerechtigkeit beschäftigen.

Der bitische Film The War on Democracy (2007) von Regisseur John Pilger eröffnet das kritische Festival.
»Demokratie bedeutet der CIA nichts. Ich meine, es war natürlich nett, wenn eine Regierung gewählt wurde und mit uns kooperierte, aber wenn nicht, dann war uns die Demokratie völlig egal. Und ich glaube, es ist auch heute so.« So Philip Agee, der in den 50er und 60er Jahren für die CIA tätig war. Der Journalist John Pilger geht in seinem preis­gekrönten Film dieser Aussage nach und untersucht die Beziehung Amerikas zu Ländern wie Chile, Venezuela und Bolivien. Pilger interviewt verschiedene CIA Agenten, die an geheimen Operationen gegen demokratische Staaten teilgenommen haben. Er besucht die School of the Americas im Bundesstaat Georgia, in der von 1946 bis 2001 über 61.000 latein­amerikanische Polizisten und Soldaten ausgebildet wurden, von denen eine große Anzahl wegen ihrer Verstöße gegen die Menschrechte bekannt wurden. Auf seiner Spurensuche in Lateinamerika begegnet er vielen Menschen, die Zeugen einer solchen Zusammenarbeit waren, wie zum Beispiel die amerikanische Nonne Dianna Ortiz, die in den 80er Jahren in Guatemala verschleppt und gefoltert wurde – zu ihrer großen Überraschung unter der Führung eines Nord­amerikaners. In Venezuela zeigt er auf, dass die US Regierung maßgeblich an dem Putschversuch 2002 gegen Hugo Chavez beteiligt war. Geschickt setzt John Pilger Einzelschicksale in einen globalen Zusammehang. Er selber sagt, der Film erzähle eine universale Geschichte, die uns die wahre Natur des sogenannten »Krieges gegen den Terror« ver­deutlicht.

Das Festival-Programm:
3. Februar
20:30 Uhr – No End in Sight (USA 2007), 100 min
Regie: Charles Ferguson
Eindrucksvoller sind die haarsträubenden Fehler und Versäumnisse der US-amerikanischen Irak-Invasion bisher wohl kaum gezeigt worden. Neben irakischen Zivilisten, US-Soldaten und Politikexperten kommen in der Dokumentation von Charles Ferguson vor allem Insider und Schlüsselfiguren zu Wort, wie der Vize-Außenminister Richard Armitage, die ehemalige Botschafterin in Bagdad, Barbara Bodine, oder der bis Mai 2003 verantwortliche General Jay Garner. Das Fazit: Eine Anhäufung von Inkompetenz, Planungsmängeln, Verschwendung von Ressoucen, Arroganz und Naivität hat den Irak in ein blutiges Chaos geführt, das Land versinkt kaum kontrollierbar in Anarchie und Terror.
No End in Sight wurde 2008 für den Oscar nominiert und wurde mit unzähligen Preisen überhäuft.

4. Februar
18:00 Uhr – Kurzfilme
Truth Lies Beneath (Indien 2005), 24 min,
Regie: Gautam Sen
Unter bisher ungeklärten Umständen kam im September 2003 ein junges Mädchen im Haus ihres Ehemanns in einem kleinen Dorf in Westbengalen, Indien ums Leben. Offiziell hat das Mädchen Selbstmord begangen. The Truth lies Beneath zeigt mit welcher Menschenverachtung das Mädchen mißhandelt wurde, um Aussteuer von ihrer Familie zu erpressen und dabei zu Tode kam und ist ein Plädoyer für die Menschlichkeit und strukturelle Gewalt.

A Better Life
(Spanien 2009), 13 min
Regie: Luis Fernandez Reneo
Um ihren drei Kindern ein besseres Leben zu ermöglichen, schickt sie die Mutter mit einer Schleuserbande von Mexiko nach Amerika. Doch die Kinder werden in der Sonora-Wüste von der Gruppe getrennt. Auf sich allein gestellt versuchen sie, den richtigen Weg zu finden und zu überleben. Der Film beruht auf einer wahren Geschichte.

Mofetas
(Spanien 2007), 10 min
Regie: Inés Encisco
Der preisgekrönte Kurzfilm Mofetas erzählt die kraftvolle Geschichte der Reise von Karim und Aziz, die im nächtlichen Hafen von Tanger beginnt.

20:30 Uhr
Waiting for Mercy (USA 2008) 68 min
Regie: Ellie Bernstein
2008 werden zwei muslimische Männer unter Terrorismusverdacht verhaftet und schließlich zu 15 Jahren Haft verurteilt. Schon während des Prozesses kommen Zweifel an den Tatvorwürfen auf. Das FBI scheint mit einem »V-man« dubios in den Fall verwickelt zu sein. »Waiting for Mercy« deckt die Hintergründe dieses Falls auf.

5. Februar
18:00 Uhr – Kurzfilme
Motion
(GB 2001), 5 min
Regie: Robin Whenary
Ein Kreisel wird gedreht und Alltagsaktionen werden durch die Dynamik der Bearbeitung verknüpft. Dann fängt alles an falsch zu laufen.

Desert in the Coffehouse (USA), 28 min
Regie: Pamela Nice
Ein Film über die Meinungen der Amerikaner über Ihr Verhältnis zu der arabische Welt.

Hobby (Spanien 2008), 50 min
Regie: Ciro Altabás
Ursprünglich sollte Hobby ein kurzer Film über die Markeinführung einer Videospielkonsole werden. Aber nach und nach hat sich das Thema verselbständigt und herausgekommen ist ein Film, der darauf abzielt, über die Unterhaltung zu unterhalten.

20:30 Uhr
Proper Eyes (Argentinien 2008),
Regie: Liliana Paolinelli
mit: Ana Carabajal, Mara Santucho, Luísa Núñez, Maximiliano Gallo
Für ihre Bachelorarbeit möchte Alicia einen Dokumentarfilm über die Frauen im Leben der Insassen eines örtlichen Gefängnises machen. Doch keine der Frauen ist bereit, vor der Kamera interviewt zu werden. Dann kommt Elsa, eine Frau ohne Hoffnung, deren Sohn Luis vor kurzem für ein geringfügiges Vergehen festgenommen wurde. Elsa ist bereit zu einem Interview, aber nur wenn Alicia Luis im Gefängnis besucht. Alicia stimmt nur widerstrebend zu. Als sie Luis im Gefängnis besucht, stürzt Alicias Welt ein.

6. Februar
18:00 Uhr – Kurzfilme
Is What Was
(USA 2008), 23 min
Regie: Jerry Tartaglia
Die Idee zu dem Film kam Jerry Tartaglia als er 2007 das Konzentrationslager Sachsenhausen besuchte und das erste Mal das rosa Dreieck sah, das die homosexuellen Gefangenen auf ihrer Häftlingskleidung tragen mussten. Gleich­zeitig fielen ihm Fotos deutscher Soldaten in die Hand, die von Kameraden gemacht wurden. Der Film komponiert diese beiden Elemente zu einem filmischen Essey über den Widerspruch zwischen der mit körperlicher Männlichkeit inszenierten Schnappschüsse und der Verfolgung der homosexuellen Männer durch die Nazis.

Ego (Spanien 2009), 8 min
Regie: Josep Suriñach und Roger Llorens
Charles ist ein Geschäftsmann und sein Leben wird bestimmt von Egoismus. Es geht ihm nicht um das Wohl anderer oder ob er jemanden verletzt. Doch am Ende haben alle Taten Folgen.

Scissu
(D 2009), 27 min
Regie: Tom Bewilogua
Die Jury des Internationalen Filmfestes Oldenburg begründet ihre Entscheidung dem Film über einen einsamen Polizisten und ein süchtiges Pärchen den German Independence Award zu verleihen folgendermaßen: „Der Film vereint viele Stärken zu einem überraschenden Ganzen. Visuelle Kraft, nichtlineare Erzählweise und hervorragende Darsteller verbinden sich zu einem innovativen und mutigen Film.

Under my Garden
(Italien 2007), 18 min
Regie: Andrea Lodovichetti
Der 10jährige Marco ist überzeugt, dass sein Nachbar seine Frau getötet und sie in seinem Garten begraben hat. Der Beweis ist ein großer Ameisenhaufen, den er seit geraumer Zeit genau untersucht.

20:30 Uhr
Nome Próprio (Brasilien, 2008), 120 min
Regie: Murilo Salles
Camila ist Schriftstellerin und führt ein komplexes Leben, intensiv, mit erotischen Abenteuern und immer am Abgrund. Ihre Erfahrungen machen sie zu einem Teil der Geschichte, über die sie schreibt.

7. Februar – Letzter Tag
18:00 Uhr
Occupation 101 (USA 2006), 90 min
Regie: Abdallah Omeish, Sufyan Omeish
Eine kraftvolle Dokumentation, die Denkanstöße gibt und die Wurzeln und den Verlauf des ­isralisch-palästinensischen Konflikts beleuchtet. Neben einer kompletten Analyse der Fakten und der Aufdeckung versteckter Wahrheiten setzt sich Occupation 101 mit vielen Mythen, die diesen Konflikt begleiten, auseinander. Der Film zeigt auch das Leben unter der israelischen Besatzung, über das hierzulande wenig bekannt ist, die Rolle der ­Vereinigten Staaten in diesem Konflikt und die Hindernisse, die dauerhaftem Frieden im Weg stehen.

20:30 Uhr
Peace, Propaganda & The Promised Land
(USA 2006), 80 min
Regie: Sut Jhally, Bathsheba Ratzoff
Der Film zeigt deutlich wie westliche Massenmedien, und hier besonders die amerikanische Mainstreampresse, bei ihrer Berichterstattung über den Nahostkonflikt gezielt Objektivität vermeiden, um einen bestimmten Konsens in der Bevölkerung durchzusetzen. So findet eine Berichterstattung über Aktionen oder ­Demonstrationen – sowohl palästinensischer als auch israelischer Bürger – nicht statt, obwohl es zahlreiche Bestrebungen zur Niederlegung des Konfliktes auf beiden Seiten gibt. Dieser Dokumentarfilm stellt Fragen über die Ethik, die Rolle des Journalismus und die Beziehung zwischen den Medien und der Politik. Interviewt werden zahlreiche Experten, wie Seth Ackerman, Mjr. Stav Adivi, Rabbi Arik Ascherman, Hanan Ashrawi, Noam Chomsky, Robert Fisk, Neve Gordon, Toufic Haddad, Sam Husseini, Hussein Ibish, Robert Jensen, Rabbi Michael Lerner, Karen Pfeifer, Alisa Solomon, und Gila Svirsky.

Einige Trailer zu Filmen, die beim Festival gezeigt werden: