First Steps Awards: Jubel um Helene Schwarz und den Film-Nachwuchs


First Steps Gewinner

First Steps Gewinner

Nach guten zweieinhalb Stunden, in denen Schauspieler Franz Dinda in Tradition eines Entertainers alter Schule mit Humor und sogar Gesang durch die Show um die FIRST STEPS Awards des Jahres 2010 führte, standen die Preisträger in den verschiedenen Kategorien fest. Über einen besonderen Preis, den First Steps Ehrenpreis, durfte sich die mittlerweile 83-jährige Helene Schwarz freuen, die als gute Seele der Deutschen Film- und Fernsehakademie gilt, bei der sie ihren Weg 1966 als Sekretärin begann.

Den Hauptpreis in der Kategorie Abendfüllende Spielfilme sicherte sich Regisseur Oliver Kienle von der Filmakademie Baden-Württemberg Ludwigsburg mit seinem Abschlussfilm „Bis aufs Blut – Brüder auf Bewährung„. Die Hauptrollen spielen die talentierten Jung-Schauspieler Jacob Matschenz („12 Meter ohne Kopf“, „Die Welle“) und Burak Yigit („Shahada“, „1. Mai“), die in dem packenden Drama zwei dicke Freunde darstellen.
Kienles Film, der ebenfalls in der Kategorie Sonderpreis Kamera nominiert war, setzt mit der Auszeichnung seinen Siegeszug fort. Er gewann bereits den Preis der Schülerjury und den Publikumspreis auf dem Max Ophüls Filmfestival 2010, den renommierten Studio Hamburg Nachwuchspreis für die beste Regie, den Thomas Strittmatter Drehbuchpreis auf der Berlinale 2009 sowie weitere Preise für die beste Musik- und Tongestaltung, Schnitt und Darsteller.
Hier der Trailer zum Film:

Der Film startet am 23. September 2010 bundesweit im Kino.

Neben Drehbuchautor Bernd Lange (dessen Video-Interview zu den First Steps findet ihr hier) entschied eine prominent besetzen Jury um die Schauspielerin Ulrike Folkerts, der Schauspieler Ludwig Trepte, der Kameramann Hagen Bogdanski und die Medienjournalistin Klaudia Wick über die Spielfilmpreise, die in den Kategorien Kurzfilm, mittellanger Spielfilm und abendfüllender Spielfilm vergeben werden.
Hier die von Lange verlesene Begründung:
Oliver Kienles Abschlussfilm meistert bereits in seiner Titelsequenz, wofür manch anderer Film seine ganze Länge benötigt: Knast und Frauen bringen die Freunde Tommy und Sule nicht auseinander, aber als Tommy plötzlich wegen Dealen mit Hasch verhaftet wird, stellt sich die Frage, wer ihn verpfiffen hat. Diesen versierten Umgang mit filmischen Mitteln hält der Film vom Beginn bis zur letzten Minute. Das Drehbuch ist realitätsnah geschrieben, komplex und bemerkenswert gekonnt dramatisiert. Jacob Matschenz und Burak Yigit verkörpern die beiden „Blutsbrüder“ mit einer selten gesehenen Lust am Spiel. Auf dieser Grundlage erzählt Oliver Kienle ein glaubwürdiges, nah am Lebensgefühl seiner Protagonisten orientiertes Stück Kino, ohne falsches Pathos, originell und makellos inszeniert.

Shahada sichert sich Sonderpreis Kamera

SHAHADA_Plakat

SHAHADA_Plakat

Neu bei den First Steps, die neben dem Saarbrücker Max-Ophüls-Festival als wichtigster Nachwuchspreis im deutschen Film gelten, war der FIRST STEPS Sonderpreis 2010 für besonders gelungene Kameraarbeit. Über den durfte sich Yoshi Heimrath von der Filmakademie Baden-Württemberg Ludwigsburg für sein Schaffen bei „Shahada“ freuen. Anders als bei anderen Filmfestivals sind bei den First Steps auch Filme eines Jahres zugelassen, die schon Festival-Premiere feierten. So feierte „SHAHADA“ seine Premiere auf der Berlinale und wurde zuvor schon mit dem Preis der Gilde deutscher Filmkunsttheater, gleich zwei Nachwuchspreisen des Studio Hamburg (Bestes Drehbuch für Autor und Regisseur Burhan Qurbani & Beste Produktion für Producer Leif Alexis) ausgezeichnet. Auch beim Festival des deutschen Films in Ludwigshafen (hier unser Festivalbericht) erhielt der Streifen zwei Preise: Den FILMKUNSTPREIS 2010 in der Kategorie „Originellste Darstellungsform“ und in der Kategorie „Originellstes Thema“. Von der Deutschen Filmbewertung und Medienbewertung (FBW) wurde „SHAHADA“ das Prädikat „besonders wertvoll“ verliehen.

Die Begründung der Jury, vorgetragen von Jurymitglied und Kameramann Hagen Bogdanski:
Yoshi Heimraths Kamera zieht uns mitten hinein in die Schicksale der Protagonisten von SHAHADA. Obwohl mehr oder weniger „on Location“ gedreht, gelingt ihm scheinbar mühelos immer ein komponiertes Bild, ohne dabei die Figuren in den Hintergrund zu rücken. Mit einer intelligenten Auflösung werden die unterschiedlichen Episoden visuell miteinander verbunden und gleichzeitig von einander abgesetzt. Heimrath gelingt es, dem medial bis zur Erschöpfung auserzählten, großstädtischen Berlin wieder neues Leben einzuhauchen. In keinem Moment spürbar, dass es sich um eine studentische Arbeit handelt. Hier arbeitet jemand auf einer ganz sinnlichen Ebene und erzeugt Bilder, die gleichzeitig schön sind und weht tun – und immer emotionalisieren. Dabei bewegt er sich ganz auf kongenialer Augenhöhe mit seinem Regisseur: eine Zusammenarbeit, von der wir uns noch viel versprechen!

Hier ein Vorgeschmack:

SHAHADA“ kommt am 30. September bundesweit in die Kinos.

Die weiteren Preise gingen an…
Kategorie Kurz- und Animationsfilme
A Lost and Found Box of Human Sensation
Regie: Martin Wallner & Stefan Leuchtenberg, Fachhochschule Augsburg

Kategorie Spielfilme bis 60 Minuten
Philipp
Regie: Fabian Möhrke, Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ Potsdam-Babelsberg

Kategorie Dokumentarfilme
Ein Sommer voller Türen
Regie: Stefan Ludwig, Hochschule für Fernsehen und Film München

Commercial Award 2010
Lada Niva „Roscosmos Edition I-III“
Regie: Florian Friedrich Dünzen, Hochschule für Fernsehen und Film München

Lesetipps dazu:
Muttertag“ von Andreas Kurtz in der Berliner Zeitung.
Das Preisgeld stecke ich in mich“ VON DAVID DENK in der TAZ.