Wir blicken zurück auf das Jahr 2011

Jahresbilanz 2011


Abarbeiten der Liste

Abarbeiten der Liste

ABARBEITUNG DER LISTE von Alina Impe

Wenn ich einen Filmemacher bestimmen müsste, mit dem ich mich 2011 am intensivsten beschäftigt habe, so wäre das definitiv Werner Herzog. Mal davon abgesehen, dass Herzog dieses Jahr seinen Dokumentarfilm „Cave of Forgotten Dreams“ in die Kinos brachte, in dem er exklusiv die vermutlich ältesten, von Menschenhand gefertigten Wandmalereien der Chauvet-Höhle in Frankreich filmen durfte, kam ich auch durch mein Filmwissenschaftsstudium mit seinen Arbeiten in Kontakt. Herzog, das wird einem nach zusätzlichen Sichtungen von „Encounters at the End of the World“ und Werner Herzog „Eats His Shoe“ klar, ist nicht nur ein charismatischer Filmemacher, der vor allem in Amerika durch sein bayrisch gefärbtes Englisch bekannt ist und ungeachtet dessen gehyped wird  – er ist zugleich engagierter Entdecker, passionierter Träumer und jemand, der nicht müde wird, über die großen, ungelösten Fragen unserer Existenz zu philosophieren.

Während Herzog in seinen Dokumentarfilmen nach den verschüttgegangenen Vermächtnissen und großen Wahrheiten der Menschheit sucht, konnte man sich dieses Jahr jedoch auch Filme anschauen, die sich eher in vergleichsweise mikrokosmischen Gefilden abspielen. Beim Kiezkieken 2011 setzten Profi- und Amateurfilmemacher den Fokus auf ihren eigenen Bezirk und gaben den Zuschauern die Möglichkeit, einen genaueren Einblick in Kieze wie Wedding und Marzahn zu erlangen. Während ersterer sich als sympathisch, letzterer sich zugegebenermaßen eher als gewöhnungsbedürftig herausstellte und manche Filme sich durchaus an der Grenze des guten Geschmacks bewegten, wurde durch die Beiträge zumindest der Zuschauerhorizont erweitert, indem die Filme ein facettenreiches Berlin illustrierten, das so manchem verbohrten Bezirkspatrioten bis dato wohl unbekannt war. Davon ab blieb natürlich auch Zeit für die konventionellen Kinobesuche und Filme. Ich persönlich halte nicht viel davon, Filme aufgrund hoher Produktionskosten, Starbesetzung und großem Zuschauerandrang vorab als Mainstream zu verurteilen. Letztlich sollte die Originalität eines Films entscheidendes Qualitätskriterium sein, weshalb zu meinen absoluten Favoriten dieses Jahr „Black Swan“ von Darren Aronofsky und „Melancholia“ von Lars von Trier gehören, seine Nazi-Statements in Cannes mal beiseite gelassen.

Und schließlich gibt es jedes Jahr Filme, die man verpasst hat oder aus verschiedenen Gründen nicht sehen konnte, und so wird die persönliche To-do-Filmliste länger und länger. Exemplarisch sind an dieser Stelle „Im Weltraum gibt es keine Gefühle“ (Andreas Öhman) und „I’m Not a F**king Princess“ (Eva Ionesco) zu nennen, deren positive Kritiken einen lohnenden Kinobesuch prophezeiten und die sich nun doch in die Riege der bisher ungesehenen Filme einreihen müssen. Da aber die Berlinale nicht mehr lange auf sich warten lässt und viele weitere Festivals im kommenden Jahr ihren Turnus wieder aufnehmen, schiebt man die Abarbeitung der Liste gern noch ein Stück nach hinten.

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