Kritiken zur Berlinale 2016

„Alles was kommt“ (OT: „L’avenir“) von Mia Hansen-Løve

Preisgekrönt ohne Perspektive Der Silberne Bär müsste inzwischen stolz und erhaben in Mia Hansen-Løves heimischer Vitrine funkeln, wie er dort hingekommen ist, weiß allerdings keiner so genau. „L’avenir“ lautet die Best-Ager-Erzählung, für die Hansen-Løve den Preis für die beste Regie bei der diesjährigen Berlinale eingeheimst hat. Zugegeben, die Schwachstellen des Films sind weniger in der […]

„Dirty Cops: War on Everyone“ von John Michael McDonagh

Arschlöcher mit Herz Bäm Bäm. Zwei knallharte Cops bahnen sich mit quietschenden Reifen und geladenen Waffen ihren Weg durch New Mexico. Die Anzüge sitzen, die Sprüche auch. Da wird nicht lange gefackelt, sondern einfach geschossen. Dass die beiden Polizisten Bob (Michael Peña) und Terry (Alexander Skarsgård) Gesetz und Ordnung herzlich wenig interessiert, wird sofort klar. […]

„Genius – Die tausend Seiten einer Freundschaft“ (OT:“Genius“) von Michael Grandage

Vorhang auf für Bücher & Bromance Es ist die Geschichte zweier gegensätzlicher Pole, deren plötzliches Aufeinandertreffen so viel Reibung verursacht, dass ihre kreativen Synergien und Energien die Luft zu elektrisieren scheinen. Auf der einen Seite Maxwell Perkins, ein in sich gekehrter, zurückhaltender und bedächtiger Verleger, dessen untrügliches Gespür für epochemachende Literatur schon Schriftstellern wie Ernest […]

„Maggie’s Plan“ von Rebecca Miller

Chaosknoten „Beziehung“ Dass es für eine Frau leichter ist, mit 30 Jahren von einer Atombombe getroffen zu werden, als noch einen passenden Mann zu finden, wissen wir, seit Dorris Dörrie dieses Geheimnis 1994 in „Keiner liebt mich“ lüftete. Wie es sich also anfühlen muss für Maggie, Mitte 30, Single mit Kinderwunsch und bisher immer nur […]

„Die Kommune“ von Thomas Vinterberg

Vergänglichkeit Ob nun „Die Kommune“ tatsächlich als eine Art Fortsetzung von seinem Dogma-Werk „Das Fest“ gelesen und verstanden werden kann, wie Regisseur Thomas Vinterberg über die Verwandtschaft seiner beiden Filme meinte, sei einmal dahingestellt. In jedem Fall arbeitet der mit Preisen hochdekorierte dänische Filmemacher wieder mit seinen Protagonisten Ulrich Thomsen und Trine Dyrholm zusammen. Dyrholm […]

„United States of Love“ von Tomasz Wasilewski

Gefangen zwischen Plattenbauten Tomasz Wasilewski, bekannt geworden durch „Floating Skyscrapers“ (2013), war 2016 mit „United States of Love“ im Wettbewerb der Berlinale vertreten und gewann einen Silbernen Bären für das beste Drehbuch. „Ich muss mehr schreiben“, so das Statement des jungen Regisseurs mit der markanten schwarzen Brille und man kann ihm eigentlich nur zustimmen: die […]

„Pallasseum – Unsichtbare Stadt“ von Manuel Inacker

Die Stadt in der Stadt In der Sektion Perspektive Deutsches Kino zeigt die Berlinale in diesem Jahr den Kurzfilm des jungen Filmstudenten Manuel Inacker. Er befindet sich im ersten Ausbildungsjahr an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf, was seine Teilnahme am Festival eher außergewöhnlich macht, da ansonsten vielmehr Filme von Absolventen ausgewählt werden. Seine Dokumentation „Pallasseum […]

66. Berlinale: „Smrt u Sarajevu“ („Death in Sarajevo“) von Danis Tanovic – Silberner Bär

Im Herzen Europas Zum 101. Jahrestag der Ermordung des Erzherzogs Franz Ferdinand und seiner Frau Sophie enthüllte im Juni 2015 der serbische Politiker Tomislav Nikolić in Belgrad unter großem Jubel das Denkmal für einen Mörder, den serbischen Nationalisten Gavrilo Princip. Eine Provokation. Ein Ehrenmal für den 19-Jährigen, dessen Tat als Ausgangspunkt für den Ausbruch des […]

66. Berlinale: „Hele Sa Hiwagang Hapis“ („A Lullaby To The Sorrowful Mystery“) von Lav Diaz – Silberner Bär

Der museale Expander „You’re free. You can go home and fuck your wife or marry your girlfriend, you come back the film is still rolling. It’s about life. Ultimately, cinema is about life itself.“ Etwas kaltschnäuzig begegnet Lav Diaz einem Journalisten des Inquirer.net Magazins auf die Frage nach dem Gegenstand der Zeit in seinen Filmen. […]

„Seefeuer“ (Ot: „Fuocoammare“) von Gianfranco Rosi – Goldener Bär

Der blinde Fleck Stockfinster liegt die Nacht über dem Mittelmeer und vereint sich mit ihm zu einer schwarzen Fläche, in der man Himmel und Erde nicht mehr voneinander unterscheiden kann. Eine Art Schleier des Schicksals, dem sich Menschen blind anvertrauen, weil Hunger, Not und Elend sie aus dem eigenen Haus warfen und auf die See […]

66. Berlinale: „Des nouvelles de la planète Mars“ („News from planet Mars“) von Dominik Moll

Auf zum Mars Philippe Mars (François Damiens) arbeitet seit Jahren als Informatiker in der gleichen Firma. Als ihn sein Chef, der vor allem Philippes diplomatisches Gespür sehr lobt, für ein neues Projekt einteilt, findet er sich dem chaotischen und eigenwilligen Jérôme (Vincent Macaigne) gegenüber. Im Gegensatz zu Philippe wirkt er alles andere als ausgeglichen. Zu […]

„Agonie“ von David Clay Diaz

Wieso töten wir? Der Film mit dem bedeutungsschweren Titel „Agonie“ beginnt mit der folgenden Schlagzeile: „Ein Mann tötet seine Geliebte, zerstückelt sie und entsorgt sie im Müll“. Wie ein Damoklesschwert hängt diese Gewissheit fortan über dem Geschehen. Anhand von zwei voneinander unabhängigen Geschichten nähert sich der Zuschauer den möglichen Hintergründen für die Tat. Auf der […]