Interview mit Sidney Martins, Festivalleiter von Cinebrasil


Jährlich zeigt das Filmfestival Cinebrasil eine Auswahl aktueller und älterer Produktionen aus Brasilien. Berliner-Filmfestivals traf sich im Vorfeld mit Festivalleiter Sidney Martins zu einem kurzen Plausch und sprach mit ihm über sein Festival.

Berliner-Filmfestivals: Cinebrasil gibt nun seit fünf Jahren. Was war der Anlass, so ein Filmfestival überhaupt zu veranstalten?

Sindney Martins: Ich wollt die Kultur der Afro-Brasilianer in Brasilien vorstellen. Im Jahr 2005 traf ich also eine Auswahl an Filmen, die in meinen Augen von großer Bedeutung für die Thematik der Schwarzen in der brasilianischen Gesellschaft sind und rief in Berlin die Filmreihe „O Negro no Cinema Brasileiro“ ins Leben.

BF: Was hat sich mit den Jahren verändert?

Martins: Dank der Unterstützung der Brasilianischen Botschaft im Jahr 2007 konnten wir unser Filmangebot erweitern und so entstand auch das Filmfestival. 2008 zeigten wir Cinebrasil nicht nur in Berlin, sondern in sechs weiteren Städten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Im Jahr 2009 besuchten wir mit unserem Filmprogramm nun zwölf deutsche Städte, dazu Bern in der Schweiz.

BF: Wird der brasilianische Film heute anders wahrgenommen, speziell in Berlin?

Martins: Die Tatsache, dass wir jedes Jahr neue Partner für unsere Idee gewinnen und mit ihrer Hilfe ein ständig wachsendes Publikum für das brasilianische Kino begeistern können, stimmt mich zuversichtlich.

BF: Habt ihr in diesem Jahr einen Themenschwerpunkt?

Martins: Das diesjährige Festival präsentiert neun aktuelle Filme aus Brasilien, sowie sechs Kurzfilme. Neben den Spielfilmen sind auch wieder mehrere Dokumentarfilme im Programm.

BF: Auf welche Filme sollten die Zuschauer besonders achten?

Martins: Der Eröffnungsfilm „Mutum“ spielt im brasilianischen Hinterland, dem „sertão“ und ist eine vielgelobte und mehrfach ausgezeichnete Adaptation eines Romans von Guimarães Rosa. Wir zeigen auch „O Veneno da Madrugada“ (Das Gift der Nacht), den neuesten Film des Regie-Veteranen Ruy Guerra, einem Mitbegründer des Cinema Novo. Filme wie „O Homem do Ano“ oder „Era uma vez“ beschäftigen sich mit dem Leben in den Favelas, den Armenvierteln am Rande der brasiliansichen Großstädte. Auch den neuen Dokumentarfilm von Beth Formaggini „Apartamento 608“ kann ich sehr empfehlen.

BF: Erwartet ihr Regisseure oder Hauptdarsteller?

Martins: Ich freue mich ganz besonders, dass die Regisseurin Beth Formaggini, die jahrelang mit einem der renommiertesten Dokumentarfilmern Brasiliens, Eduardo Coutinho, zusammenarbeitete, dieses Jahr bei uns zu Gast sein wird. Im Gepäck hat sie ihren neuesten Film „Apartamento 608“ – ein Porträt über die Krise eines Dokumentarfilmers, den sie am Freitag Abend vorstellen wird.

BF: Wird es ein Rahmenprogramm geben?

Martins: Das Festival wird am 17.März im Pfefferberg von der Sängerin Bê eröffnet. Die Deutsch-Brasilianerin bringt mit ihrem Mix aus Funk, Samba und Jazz die ersten Sonnenstrahlen nach Berlin. Danach wird mit den SuBa -Djs weiter gefeiert.

Interview: Martin Daßinnies