KinoKabaret im Kino Moviemento


KinoKabaret 2011

KinoKabaret 2011

Auf der einen Seite ist es unübersehbar, dass sich die Leistung eines handelsüblichen Heimcomputers alle eineinhalb Jahre verdoppelt und das alles dreidimensionaler, hochauflösender und interaktiver wird. Auf der anderen Seite scheint kaum eine Neuentwicklung unser soziales und individuelles Verhalten sonderlich zu beeinflussen. Unsere Autobahnen sehen ja immer noch so aus wie sie in den fünfziger Jahren. Fast noch mehr ist dieser rauschende Stillstand auf dem Gebiet der Unterhaltung zu spüren: Populäre Filme und Serien erneuern sich allenfalls an den Rändern, erzählen aber im Großen und Ganzen dieselben Geschichten auf dieselbe Weise wie vor einem halben oder sogar einem ganzen Jahrhundert. So kommt man zu dem Paradoxon, das alte Filme teilweise zukünftiger aussehen als aktuelle. Die Spaltung ist perfekt, als Zuschauer hat man die Wahl zum Biedermeier oder zum Brandstifter zu werden. Das Verbindende könnte die Lust oder die Neugier sein.

Unter dem Motto „We connect you“ gestaltet das KinoKabaret vom 2. bis 11. September kinematographische Kleinode, dessen Ergebnisse am 4., 7. und 10. September im Kino Moviemento zu bewundern sind. Das Konzept Filme mit einer gewissen Qualität in maximal zwei bis drei Tagen zu verwirklichen, stammt ursprünglich aus Kanada. Allerdings waren die Bedingungen anfangs, anno 1999, noch etwas laxer. Der Gründer Christian Laurence nahm es sich vor, mit seinem zwanzigköpfigen Team einen Film pro Monat zu drehen. 2001 bildeten diese Produktionen einen eigenen Schwerpunkt des Festival de Nouveau Cinéma in Montreal. Nicht ganz unüberraschend wurde dieses Konzept zum Erfolg und Kinogruppen, die dieses Konzept adaptieren, breiten sich auf dem gesamten Globus aus. Sicherlich, es ist eine Art der Bilderproduktion, die sich von der ursprünglichen Verpflichtung der Kunst freigemacht hat. Diese Filme müssen eigentlich garnichts, sie sollen nur nicht langweilen. Im Schnitt werden bei einer KinoKabaret-Woche etwa 80 Filme produziert. Alle Genres sind erlaubt und unter den Filmteams gibt es keinerlei Konkurrenz. Vorträge zu Themen wie Final Cut oder After Effects vermitteln ein gutes Basiswissen in das cineastische Tagesgeschäft. Nach Ende des Festival nehmen die Produktionen den Lauf alles Irdischen – nämlich ins Internet.

Joris J.

KinoKabaret 2. bis 11. September, Kino Moviemento, Programminfos unter www.kinoberlino.de