entzaubert 2012 im Schwarzen Kanal

Zwischen Geschlechtern


Das dritte Geschlecht: Die Dokumentation "Wariazone" zeigt Transsexuelle in Indonesien, Foto: Terje Toomistu

Das dritte Geschlecht: Die Dokumentation "Wariazone" zeigt Transsexuelle in Indonesien, Foto: Terje Toomistu

Seit der Gründung des Frameline LGBT Film Festival in San Francisco 1977 sind überall auf der Welt Filmfestivals unter den Labels „Gay“, „Lesbian“, „Queer“ und  „Trans“ entstanden, in deren Filmen Formen von nicht heteronormativer Sexualität und Gender dargestellt werden, die sonst in der Öffentlichkeit unsichtbar sind. Die Vielfalt an Verortungen, Herangehensweisen und Anliegen in Bezug auf das Thema kumuliert in einer Brandweite unterschiedlichster Festivalkonzepte. Das entzaubert Queer D.i.Y. Filmfest findet seit 2007 jeden Sommer in Berlin statt und bietet dem Publikum eine reiche Auswahl an Arbeiten von queeren FilmemacherInnen aus dem Low-Budget- und No-Budget-Bereich. Im entzaubert spielen Genre und Länge der Filme keine Rolle, dafür aber ein politisches Selbstverständnis, in dem zur Herausforderung der bestehenden Gendernormen und Machtstrukturen aufgerufen wird.

Das entzaubert findet in diesem Jahr vom 2. bis 5. August im Schwarzen Kanal, ein queeres Projekt in der Nähe vom Treptower Park, statt. Einmal im Jahr werden für das Festival im grün-verwilderten Gelände zwischen Bäumen und Wohnwagen die Kinoleinwände hochgezogen, nachmittags bis nachts finden die Vorführungen statt. Die diesjährigen weit über 80 Beiträge von internationalen KünstlerInnen und FilmregisseurInnen sind in Sektionen wie „Personal Storytelling“, „Metalingo Poetics“, „Zombienight“, „More on Sexuality“, „Frame on frame“ oder „Art and Visibility“ eingeteilt. Im Programm sind zudem mehrere Dokumentarfilme enthalten, wie etwa „Warten auf das Wunderland“ von Clarissa Lempp und Sonja Klümper, der am Freitag ausgestrahlt wird. Darin geht es um die Auseinandersetzung zwischen Emanzipation und Selbstbestimmung – und die Sanktionen und Risiken, die in der aktuellen Gesellschaft damit einhergehen. Der Film zeigt Momentaufnahmen aus dem Leben von Axel und Alice. Axel ist ein linker Aktivist aus Berlin-Kreuzberg, der in einen Gerichtsprozess verwickelt ist und von einer Gefängnisstrafe bedroht ist. Alice kämpft um ihre körperliche Selbstbestimmtheit und Identität. Sie bereitet sich auf eine Operation vor – ihr „Body Project“, wie sie es nennt, und übertritt dabei gesellschaftliche Vorstellungen von Geschlecht, die vor allem an strenge gesetzliche Vorlagen gebunden sind.

Am Samstag läuft „Austin Unbound„, ein Portrait von Austin, einem tauben Transmann aus Oregon, der sich auf seine Mastektomie vorbereitet. Die Regisseurin Eliza Greenwood, selbst taub, wird durch die Bekanntschaft mit Austin mit Fragen von Gender und Transerfahrungen konfrontiert, die sie in ihrem Film verarbeitet. Die Dokumentation „Wariazone“ von Kiwa und Terje Toomistu zeigt dagegen das Milieu der Warias in Indonesien. Als Warias werden Menschen bezeichnet, die zwischen den dominanten Vorstellungen von Männlichkeit und Weiblichkeit leben, was als ein drittes Geschlecht in indonesischen Kulturen und Religionen gilt. Heute jedoch befinden sich die Warias am Rande einer Gesellschaft, die sie diskriminiert und stigmatisiert.

Zusätzlich zum Filmprogramm des Festivals wird es in diesem Jahr wieder Workshops, Diskussionen, Konzerte und zahlreiche andere Events geben.

Maria Llaveria
entzaubert 2. bis 5. August, Schwarzer Kanal (Kiefholzstrasse 74, 12057 Berlin), Programm unter www.entzaubert.blogsport.de