“Reisen Werben Filmen” im Zeughauskino

Urlaubsziele


Filmszene: "Drei Perlen" (DDR 1966), Sellin Seebruecke, Foto: Deutsches Historisches Museum

Filmszene: "Drei Perlen" (DDR 1966), Sellin Seebruecke, Foto: Deutsches Historisches Museum

Werbung beinhaltet immer ein Versprechen, das nicht einlösbar ist. Das weiß man nicht erst, seit die US-amerikanische Erfolgsserie „Mad Men“ die Werbeindustrie der 1960er Jahre ins Blickfeld gerückt hat. Werbung, gerade die in der Tourismusbranche, eröffnet fiktive Assoziationsketten. In der Südsee gibt es keinen Regen, dafür Sonne satt. Schöne Menschen. Salz auf der Haut. Naturbelassene Landschaften. Die karge Unterhaltungsindustrie mit ihren Zweckbauten, die sich wie Perlenketten an den Stränden aufreihen, ist anders nicht zu verkaufen. In Deutschland sind es Motive der Nord- und Ostsee und vor allem Alpenpanoramen, die in den Bann ziehen sollen.

Wie alt die Methodik solch normativer Ausgestaltungen ist – und vor allem wie ähnlich diese in den unterschiedlichen politischen Systemen der vergangenen Jahrzehnte sind – zeigt am 27. und 28. Juni das Zeughauskino unter dem Motto „Reisen Werben Filmen“. Zwei Kurzfilmprogramme bringen deutsche Reisewerbefilme aus über sieben Jahrzehnten und unterschiedlichen politischen Systemen zusammen. Das Programm „Ankommen und Erholen“ (27. Juni) versammelt Produktionen, die aus der Frühzeit des Kinos bis in die DDR der 1980er Jahre reichen. Manche Filme pflegen einen dokumentarischen Gestus, andere wählen experimentelle Formen. Der politische Zeitgeist bleibt dabei nicht außen vor: In der NS-Zeit wird auf das „Schiff ohne Klassen“ (1938) gesetzt, in der Bundesrepublik erholt man sich individuell oder in der Familie, „Schöne Urlaubstage“ (1950/51) verlebt der DDR-Arbeiter hingegen im neuen FDGB-Heim. Im zweiten Programm „Hauptsache unterwegs“ (28.6.) wird vor allem die Inszenierung einer heilen, oft luxuriösen Welt thematisiert („Ja, da kann man nur staunen„, 1936). Es ist aber auch eine Welt, die durch den technischen Fortschritt von Auto und Flugzeug immer näher zusammenrückt („Willkommen an Bord„, 1958).

Technik, Fortschritt, Reichtum, heile Welt – mag man diesen Bildern glauben, wird die Welt durch Erholung und Anschauungslust immer etwas besser. Was diese Bilder aber schon immer verschwiegen haben, jeder Film dient ausschließlich der Erfüllung der kommerziellen Interessen des Auftraggebers: Die Urlaubsziele müssen im allerbesten Licht erscheinen und die Reisen dorthin unter allen Umständen verkauft werden.

MD

Die Kurzfilmreihe „Reisen Werben Filmen“ präsentiert das Zeughauskino begleitend zur Ausstellung „Rund um die Welt. Tourismusplakate aus der Sammlung des Deutschen Historischen Museums“, die noch bis zum 1. September zu sehen ist.

„Reisen Werben Filmen“ 27.+28. Juni im Zeughauskino, weitere Infos unter www.dhm.de/kino/