International Film Awards Berlin im Kino Sputnik

Form und Vielfalt


Filmszene: "Prora" - Zwei junge Männer lernen sich im ehemaligen Zwangserholungsheim der Nazis lieben.

Filmszene: "Prora" - Zwei junge Männer lernen sich im ehemaligen Zwangserholungsheim der Nazis lieben.

Berlin ist nicht arm an Filmfestivals. Das ist ein großes Glück. Schaut man sich in der Republik um, ist das ein genussreicher Affront gegenüber dem eindimensionalen Kommerz im Kinosaal. Der Zuschauer erhält so, da viele anspruchsvolle wie unterhaltsame Filme eben nicht mehr regulär im Kino zu bestaunen sind, einen ganzen Packen an Weltkino, das er, gäbe es die große Zahl an engagierten Organisatoren nicht, schlicht und ergreifend nicht sehen würde. Kuratierte Programme dienen eben nicht nur einem elitären Zirkel von Menschen, die sich dem Spezialfeld „anspruchsvoller Film“ verschrieben haben, sie dienen primär dem Zuschauer, der entdecken kann, so denn er will, was es sonst nur unzureichend zu entdecken gibt. Da im großen Saal heute zwar immer noch viel – aber eben nicht genug Sublimes läuft, kann es gar nicht genug Filmfeste, Sonderprogramm und Filmreihen geben.

Das International Film Awards Berlin, kurz ifab, ist so ein Festival, das offen auf den Zuschauer zugeht und seinen Anspruch in etwa so formuliert: „Guck dir doch bitte mal die Bandbreite an Filmen an, die es viel zu häufig und oft überhaupt nicht im Kino zu sehen gibt.“ Kurz- und Langfilme, Spiel-, Dokumentar- oder Animationsfilme aus der Schweiz, Kanada, USA, England, Griechenland, Bahrain, Indien, Argentinien, Chile, Australien, Frankreich und natürlich Deutschland – das alles gibt es an fünf Tagen, vom 21. bis 25. August, im Kino Sputnik am Südstern zu sehen.

Unter den zahlreichen Filmen, auch das betonen die Festivalorganisatoren, finden sich nicht wenige, die ohne staatliche Förderinstanzen entstanden sind. Man lernt also nebenbei auch noch etwas über den Zustand des Kinos, jenes Kino, das trotz enger finanzieller Mittel der Kunst im Film einen prägnanten Platz einräumt. Damit besitzen viele Filme des Festivals, das in diesem Jahr zum ersten Mal stattfindet, weit mehr als nur einen Schau- bzw. Unterhaltungswert. Ein schönes Beispiel ist etwa Stephane Riethausers Kurzfilm „Prora„, der vor der monströsen „Kraft durch Freude“- Kulisse auf Rügen eine zarte Geschichte über Liebe, Homosexualität und Freundschaft erzählt und der sehr erfolgreich auf vielen internationalen Filmfestivals lief. Klug inszeniert ist auch Aleksander Nordaas´ Genre-Mix „Thale, der gekonnt in vielen Fahrwassern schippert und dabei nie den ulkig-skurrilen Humor vermissen läßt, für den die norwegische Filmszene bekannt ist.

MD

International Film Awards Berlin 21. bis 25. August, Kino Sputnik am Südstern, Programm unter www.filmawardsberlin.de