Filme des Rio de Janeiro International Film Festival 2013

Brasilien sehen und verstehen


Szene aus "Rio 2096: A Story of Love and Fury" von Regisseur Luiz Bolognesi. © Promo/HKW

Szene aus "Rio 2096: A Story of Love and Fury" von Regisseur Luiz Bolognesi. © Promo/HKW

Brasilien war das Gastland der Frankfurter Buchmesse, ist im nächsten Jahr Gastgeber der Fußball-WM und zwei Jahre darauf auch Ausrichter der olympischen Sommerspiele. Das fünftgrößte Land der Erde und seine fast 200 Millionen Einwohner stehen also im Spotlight der Weltöffentlichkeit. Einen Eindruck vom Land und noch mehr vom filmischen Schaffen vermittelt Premiere Brasil. Im Haus der Kulturen der Welt gastiert zwischen dem 6. und dem 17. November 2013 bereits zum fünften Mal das Rio de Janeiro International Film Festival mit einem eigens von dessen Leiterin Ilda Santiago kuratierten Programm.

Los geht es in der schwangeren Auster mit einem der Festivallieblinge der letzten Saison: „O som ao redor“ („Neighboring Sounds„) von Regisseur Kleber Mendonça Filho, gewann Preise in Sao Paolo, Rio und den FIPRESCI Award in Rotterdam, um so hoch dekoriert als Brasiliens Kandidat für den Oscar 2014 in der Sparte „Bester ausländischer Film“ auf höchste Weihen zu hoffen. Filho gilt seither als Aushängeschild einer neuen Generation brasilianischer Filmemacher. Tolle Bilanz für seinen ersten langen Spielfilm! Der Film nimmt seine Zuschauer mit nach Recife wo eine Sicherheitsfirma Ängste vor Gewalt schürt. (hier unsere ausführliche Filmkritik)

Spielfilme und Dokumentationen von Première Brasil im HKW greifen in den drei Rubriken „Amazonien“, „Politik und Geschichte“ und „Die Künste“ kontroverse Themen der brasilianischen Gesellschaft auf. In letztgenannter ist mit „Crítico“ („Critic„) ein zweiter Film von Kleber Mendonça Filho zu sehen. Darin lässt er, der neben seiner eigenen Regisseurstätigkeit auch als Kritiker arbeitet, 70 Filmemacher, Schauspieler und Kritiker über die Kunst des Filmemachens respektive die Filmkritik debattieren. Brasilianische und internationale Stars wie Walter Salles, Eduardo Coutinho, Gus van Sant oder Elia Suleiman kommen zu Wort und liefern einen Ausgangspunkt für die immer junge Diskussion über das Verhältnis von Film und Kritik.

In der Rubrik Amazonien zeigt Premiere Brasil mit „Uma história de amor e fúria“ („Rio 2096 – A Story of Love and Fury„) den ersten brasilianischen Zeichentrickfilm für Erwachsene. In dieser Dystopie ist im Rio des Jahres 2096 der Kampf um Wasser ausgebrochen. Der preisgekrönte Drehbuchautor Luiz Bolognesi führte hier auch Regie und formuliert darin seine Version den nicht-offiziellen Geschichte seines Landes. Er heimste dafür beim Annecy International Animated Film Festival 2013 den großen Preis ein und wird bei der Vorführung am 8. November anwesend sein.

Neben den vielen Gästen und Diskussionen, mit denen Premiere Brasil zur regen Auseinandersetzung mit dem brasilianischen Kino anregt, spiegeln sich vor allem in den Kurzfilmen, die das Festival gratis in einer eigens eingerichteten Lounge zeigt die aktuellen Tendenzen und Entwicklungen Brasiliens. Dort ist mit Fernanda Montenegro, die Hauptdarstellerin von „Central Station“ zu bewundern, der 1998 auf der Berlinale mit dem Goldenen Bären ausgezeichent worden war. In Kurzfilm sucht sie als alte Frau, besessen vom Gedanken an ihren Tod, nur noch nach einem angemessenen Sarg…

DD

Première Brasil
Filme des Rio de Janeiro International Film Festival
7. bis 17. November 2013 im Haus der Kulturen der Welt
Eröffnung 6. November 2013, 19 Uhr, Eintritt frei
Karten 5€/3€, Bonuskarte 8 Filme – 9. Film gratis
Kurzfilm-Lounge und Podiumsdiskussion: Eintritt frei