Wieso eigentlich … liken?


"Steffi gefällt das": Paul teilt jeden Schritt mit seinen Online-Freunden und kann ohne Smartphone nicht leben. Doch an seinem Glückstag hätte er es lieber zu Hause lassen sollen.

"Steffi gefällt das": Paul teilt jeden Schritt mit seinen Online-Freunden und kann ohne Smartphone nicht leben. Doch an seinem Glückstag hätte er es lieber zu Hause lassen sollen.

Weil Social-networking zu einer Art der Kommunikation geworden ist, die nicht nur Privatsphäre offenbart. Sie kann auch sehr nützlich und effektiv sein, aber auch ungeahnte und gefährliche Dinge auf den Plan rufen – oder gar revolutionär sein. Heute werden Facebook, Twitter und Co. bzw. dessen Nutzer von Marketingstrategen als potenzieller Absatzmarkt genutzt. Profile helfen Käuferschichten zu eruieren, gezielt zu bewerben und zum Konsum anzuregen.

Flashmobpartys flashen ganze Eigenheime oder werden zum Verdruss unbeteiligter Passanten in Fußgängerzonen abgehalten. Nicht neu und auch nicht wirklich unlogisch ist der Zugriff von Behörden auf ungeschützte und vermeintlich geschützte Daten. Ein Kokaindealer wähnte sich auf seiner Yacht sicher in der Karibik, bis sein ‚Geschäftspartner‘ das Boot mit einer Affinität zum Smartphone bestieg und via Facebook den Offiziellen die Standortbestimmung erleichterte. Auch vor dem NSA-Skandal konnte man sich sicher sein, dass Offizielle andere Offizielle mittels weltumspannender Kommunikation beobachten. Auch der arabische Frühling zeigte seine ganze bunte Bilderpracht nicht nur über ein Netzwerk im World Wide Web.

Aktion: Wir begleiten via Twitter das Kurzfilmfestival Interfilm mit unserem Gewinnspiel „twitter and win“

Oft allerdings geben Nutzer Informationen der Welt preis, die diese sicher nicht braucht. Wenn der Nachbar in der Mietkaserne die Toilette benutzt, hört man das einerseits und muss es andererseits auch nicht unbedingt nachlesen. Eine Allbeschäftigung mit dem Medium ist für viele hingegen nicht mehr weg zu denken. Vor Jahren, als man noch nicht stets und ständig mobil erreichbar war, hielt der Passant in Berlin den Kopf noch wegen der Hundekacke gesengt. Heute halten die meisten den Kopf in allen Lebenslagen nur noch gesengt – zum Smartphone. Die Achtung-Hundehaufen-App lässt garantiert keinen mehr in Exkremente tappen.

Wenn der Kollege vom Schreibtisch gegenüber zu Tisch per Mail bittet, muss man sich dann aber nicht Sorgen um dessen soziale Kompetenz machen? Sind die non-virtuelle Interaktion, das gesellschaftliche Leben, ja das Zwischenmenschliche durch die Neuen Medien gar gefährdet? Ob dieses Schicksal den Leser schon ereilt hat, offerieren ihm die letzten sinnfreien Einträge seiner jeweiligen Chroniken. Aber nicht nur dann – sondern auch prophylaktisch – sollte man sich diese und andere Facetten des Social-networkings in cineastischer Kurzfilmart bei den Shorts-Attack im November begucken!

S. Bruelke

Shorts Attack 8. November Babylon Mitte; 17. November Thalia Kinos Potsdam; 20 November Acud Kino; 28. November Kino Zukunft