„4:44 Last Day on Earth“ von Abel Ferrara


Der Mensch bleibt eben einfach nur ein Mensch, auch wenn die Welt untergeht. Foto: Unknown Pleasures

Der Mensch bleibt eben einfach nur ein Mensch, auch wenn die Welt untergeht. Foto: Unknown Pleasures

Apokalyptischer Alltag

Die gute Nachricht: Seit dem 21. Dezember 2012 wissen wir, dass sich die Maya getäuscht haben. Wir sind noch da und auch die Erde dreht weiterhin gelassen ihre Krise durch das Universum.  Die schlechte Nachricht: Al Gore hat sich nicht getäuscht und so geht unsere Welt trotzdem und nur leicht zeitverzögert unter. In Abel Ferraras  „4:44 Last Day on Earth“ ist es die Zerstörung der Ozonschicht, die den Weltuntergang in einer sehr nahen Zukunft auslöst. Die Wissenschaft konnte dies zwar nicht verhindern, doch funktioniert sie nach wie vor exakt genug, um den genauen Zeitpunkt der Apokalypse zu bestimmen: 4:44 Uhr New Yorker Zeit.

Was tun also die New Yorker an ihrem letzten Tag und in ihrer letzten Nacht? Abel Ferrara versucht dies am Beispiel eines Künstlerpaares darzustellen. Willem Dafoe ist der Ex-Junkie und Schauspieler Cisco, seine Freundin, die junge Malerin Skye, wird von Shanyn Leigh verkörpert. Standesgemäß erwarten die beiden den Weltuntergang in ihrem hippen Loft. Dass sehr anschaulich gevögelt wird, muss Kennern des Skandalregisseurs Abel Ferrara wohl nicht erst erläutert werden, doch der erste Eindruck täuscht: „4:44 Last Day on Earth“ ist ein ruhiger und zurückhaltender Film. So hat Abel Ferrara immerhin der Versuchung widerstanden, den Weltuntergang als großes Sodom und Gomorrha zu inszenieren.  Stattdessen ist der letzte Tag eher ein Tag wie jeder andere.  Nur ab und an bricht die hoffnungslose Situation durch, wenn Willem Dafoe auf der Dachterrasse wütet oder gegen die Verlockung  eines letzten Heroinrausches ankämpft. Sonst wird der Tag mit Malen, Skypen, Streiten, Fernsehen und thailändischem Essen verbracht.

Der Mensch bleibt eben einfach nur ein Mensch, auch wenn die Welt untergeht. Eine schöne Aussage, die Abel Ferrara allerdings etwas zu anschaulich illustriert. Dass in einem Menschenleben oft nichts Nennenswertes passiert, muss dem Kinozuschauer wohl niemand erklären. Problematisch wird es, wenn diese Aussage zum Inhalt eines Films gemacht wird. So dürfen wir also 80 Minuten lang hippen New Yorkern beim „Hippe-New-Yorker-Sein“ zuschauen. Das ist manchmal ganz nett und manchmal eher anstrengend. Und zum Ende hin dürften viele Zuschauer sich erstmals dabei ertappt haben, den Weltuntergang herbeizusehnen.

Peter Correll