„Zwei Mütter“ von Anne Zohra Berrached


"Zwei Mütter" - ein lesbisches Paar, dass sich entscheidet, ein Kind zu bekommen. Foto: Berlinale

"Zwei Mütter" - ein lesbisches Paar, dass sich entscheidet, ein Kind zu bekommen. Foto: Berlinale

Ein Kind um jeden Preis

Wie kann ein durchgehender Strich auf einem Display zum Dreh- und Angelpunkt, ja geradezu zur Fixierung werden? Ganz einfach, wenn Frauen sich so sehr ein Baby wünschen, dass sie dabei alles um sich herum vergessen. So geschieht es auch bei Katja und Isabella, einem lesbischen Paar, dass sich entscheidet, ein Kind zu bekommen und am Ende zwar erfolgreich nach Kinderwagen Ausschau hält, im Grunde aber an der zermürbenden Prozedur, die lesbischen Paaren mit Kinderwunsch in Deutschland ausgesetzt sind, zerbrochen sind.

Ein „dokumentarischer Spielfilm“ will der Film „Zwei Mütter“ sein und ist doch von der ersten Minute an ein Schauspielerinnenfilm. Der Regisseurin Anne Zohra Berrached ist ihre Ambition, die Schwierigkeiten von homosexuellen Paaren bei Samenbanken und privaten Spendermethoden durchaus anzurechnen. Es ist erschreckend, wie Isabella und Katja entweder wegen möglichen Unterhaltsansprüchen an die Samenbanken völlig überzogene Gehälter vorweisen müssen oder aber von privaten Spendern wahlweise zu merkwürdigen Sexpraktiken oder verkappten Vaterambitionen gezwungen werden. Leider fehlt es dem Film aber an einer differenzierten Bildsprache und ausgereiften Monologen. Wenn Isabella etwa am Anfang minutenlang am Telefon sämtliche Gesetze und Handhabungen rund um das Thema Samenspende erfragt und dabei das am anderen Ende der Leitung Gesagte akribisch wiederholt, wirkt das, wie der unbeholfene Erklärungsversuch für die Zuschauer, diese in die Thematik einzuführen.

Dokumentarisch ist daran höchstens die Recherchearbeit –  und die gehört nicht in den Film, sondern müsste in erzählende Bilder umgesetzt werden. Auch dass Isabella und Katja quasi jede emotionale Szene mit Sex oder wildem Knutschen auflösen, scheint eher dem Mangel an Ideen geschuldet, die tiefe Bindung der beiden auch in anderen, weniger aufgeladenen Szenen zu zeigen. Dennoch, es bleibt das Verdienst der Regisseurin, erstens einen Film über lesbische Partnerschaft ohne viele Klischees zu zeigen und zweitens über einen Missstand zu berichten, der vielen Zuschauern unbekannt sein dürfte.

Text: Cosima Grohmann

Zwei Mütter Regie: Anne Zohra Berrached, Darsteller: Karina Plachetka, Sabine Wolf, Kinostart: 30. Mai 2013