Fantasy Filmfest-Kritik: „Choral des Todes“ von Sylvain White


Foto: Senator Filmverleih

Raufen sich zusammen: Kasdan (Gérard Depardieu) und Salek (Joey Starr), Foto: Senator Filmverleih

Das Amen in der Kirche

Die Blutlache zeigt es sehr deutlich an, in einer Kirche in Paris ist der Chorleiter umgebracht worden. Auffällig an diesem Toten: Seine Trommelfelle sind durchstoßen. Ein Blutritual? Das Gemeindemitglied Kasdan (Gérard Depardieu), ein gerade in Pension getretener Polizist, übernimmt die Ermittlungen und stößt recht bald auf einen international agierenden Kinderhändlerring. Unterstützung erhält Kasdan vom Interpol-Agenten Salek, der schon länger am Kinderhändlerring dran ist und nebenbei an seiner psychischen Erkrankung laboriert. Aufregend ist dieser Fall aber auch, weil eine Blutspur neben der Leiche die Fußspuren eines Kindes zeigt. Und so entwickelt sich im Verlauf des Thrillers langsam aber sicher eine fast schon aberwitzige Storyline, in der die Chefanklägerin des Internationalen Gerichtshofes ebenso eine tragende Rolle einnimmt wie Nazis in Chile und eine Söldner-Armee.

Nach „Die Purpurnen Flüsse“ und „Das Imperium der Wölfe“ ist mit „Choral des Todes“ („Miserere„) ein weiterer Roman des französischen Bestsellerautors Jean-Christophe Grangé verfilmt worden. Und auch „Choral des Todes“ weist wie alle seine Vorgänger ein meist spannendes Sujet aus Mystik, Dramatik und schrägen Charakteren auf. Regisseur Sylvain White gelingt es sogar, tiefere Einblicke in die innere Zerrissenheit seiner Charaktere glaubhaft zu machen – das überrascht um so mehr, da der Plot des Thrillers an nicht wenigen Stellen deutlich über das Ziel hinausschießt. Die Machenschaften, denen Kasdan, Gérard Depardieu beweist auch hier, dass er noch immer sehr eindrucksvoll die Leinwand beherrscht, auf der Spur ist, sind selten bündig zusammengefügt. Die realen Bezüge, etwa die Nazigrößen, die sich in Lateinamerika niedergelassen haben, die sich in Jean-Christophe Grangés Roman sehr nachvollziehbar zusammenfügen, opfert Sylvain White im Film zahlreichen – wenn auch bemerkenswerten – Schauwerten.

So ist es nicht verwunderlich, dass vor allem Gérard Depardieus Darstellung des zerrissenen wie getriebenen Bullen diesen Film trägt. „Choral des Todes“ ist unterhaltsames Genrekino, das etwas über gesellschaftliche Zustände erzählen will, sich daran aber verhebt.

Martin Daßinnies

Choral des Todes Regie: Sylvain White, Drehbuch: Laurent Turner, Sylvain White, Darsteller: Gérard Depardieu, Joey Starr, Thom Hoffman, Mathieu Carrière, Marthe Keller, Thierry Lhermitte, Lizzie Brocheré, Veröffentlichung 6. Dezember 2013