Fantasy Filmfest-Kritik: „Odd Thomas“ von Stephen Sommers


"Odd Thomas": Angeblichen Außenseiter sind gar nicht so uncool. Foto: Ascot Elite Entertainment Group

"Odd Thomas": Angeblichen Außenseiter sind gar nicht so uncool. Foto: Ascot Elite Entertainment Group

Der sexy Typ mit dem sechsten Sinn

Odd Thomas kann tote Menschen sehen. Das war 1999 schon mal ziemlich angesagt. Allerdings hat sich Haley Joel Osment mit dieser Gabe nicht ganz so wohl gefühlt und sich in „The Sixth Sense“ lieber unterm Bett verkrochen. Odd Thomas geht damit schon wesentlich souveräner um, auch wenn ihn diese übersinnliche Fähigkeit in seiner Heimatstadt Pico Mundo zum absoluten Freak stempelt. Zumindest behauptet er das von sich. Wie das in den amerikanischen Teen- und Superheldenabenteuern so üblich ist, sind diese angeblichen Außenseiter nämlich gar nicht so uncool. Man denke an Peter Parker. Oder Scott Pilgrim. Oder Edward Cullen. Und so ist auch Odd Thomas (Anton Yelchin) ein ziemlich cooler und obendrein heißer Typ. Geeignetes Material also, um Mädchenherzen höher schlagen zu lassen.

Kein Wunder, dass sich ständig die Geister verstorbener Mädchen bei ihm melden, damit er ihren Tod rächen und ihre Mörder dingfest machen kann. Emotionalen Rückhalt bekommt er dabei von seiner zum Dahinschmelzen schönen Freundin Stormy (Addison Timlin), die ihn abgöttisch liebt. Welcher Freak kann das schon von sich behaupten? Eben. Nicht ganz so attraktiv sind dagegen die Bodacks: Gallertartige, dämonische Viecher, für die wohl das „Alien„-Alien Modell gestanden hat und die immer dann auftauchen, wenn sich das Unheil ankündigt. Die Bodacks weisen Odd den Weg zu einem zwielichtigen Typen, der offenbar in die Massenmörder-Fußstapfen von Ted Bundy, Charles Manson und Co. treten will. Um das zu verhindern, bleiben dem Superhelden-Medium wie immer nur wenige Stunden Zeit. Immerhin kann Odd mit der Unterstützung von  Polizeichef Wyatt Porter rechnen, der mit dem Gesicht von Willem Dafoe auch ein bisschen prominenten Glamour in diese dämonenverseuchte Kleinstadt bringt.

Regisseur Stephen Sommers („Die Mumie„) erzählt seine Geschichte von dem schnucklig-gutherzigen Antihelden mit einer amerikanischen Serienästhetik, wie sie etwa der Sender abc diktiert. Alles ein bisschen zu bunt, alles ein bisschen zu schrill, alles ein bisschen zu unecht. Wirklich störend ist das aber nicht. „Odd Thomas“ will nicht mehr sein als ein unterhaltsames Fantasy-Abenteuer, in dem die Welt noch nach einfachen Regeln funktioniert, das Gute stets über das Böse siegen muss und die Liebe der klebrige Zuckerguss ist, der alles zusammenhält. Aber auch da hat der Film am Schluss nochmal eine dramatische Wende parat. Jetzt bloß nicht sich von diesem Disney-Kitsch einwickeln lassen und heulen. Naja, vielleicht ein bisschen. Diesen unfreiwilligen Superhelden haftet ja auch immer eine gewisse Tragik an. „Aus großer Kraft folgt große Verantwortung“, heißt es bei „Spider Man„. Für Odd und Stormy gilt hingegen, bis in alle Ewigkeit füreinander bestimmt zu sein. Die Chancen, dass „Odd Thomas“ zu einem ebenso erfolgreichen Franchise wird, stehen durchaus nicht schlecht.

Alina Impe