„Die Bücherdiebin“ von Brian Percival


In "Die Bücherdiebin" überzeugt die junge Sophie Nélisse als Liesel. (c) Fox

In „Die Bücherdiebin“ überzeugt die junge Sophie Nélisse als Liesel. (c) Fox

Eine aus den Fugen geratene Welt

Eben noch sitzt die junge Liesel im Zugabteil neben ihrer Mutter und ihrem kleinen Bruder, ist sie schon im nächsten Moment allein. Wenigstens fühlt sich Liesel so, als sie nicht gerade freundlich von ihrer Pflegemutter Rosa Hubermann empfangen wird. Glücklicherweise ist deren Ehemann Hans das Gegenteil der schroffen Rosa. Der kauzige neue Papa und Liesel schließen einander ins Herz und Hans bringt seiner Tochter das Lesen bei. Damit entflammt er eine Leidenschaft, die Liesel durch ihr Leben begleitet. Während um sie herum der Zweite Weltkrieg tobt, flüchtet sich das Mädchen in fremde Welten, die ihr das stumme Papier offenbart.

Doch den Grausamkeiten dieser Zeit kann sich niemand entziehen, auch Liesel nicht. Schon gar nicht, als eines Tages der völlig entkräftete Max vor der Tür der Hubermanns steht. Der ist der Sohn eines alten Gefährten von Hans, der eine folgenschwere Entscheidung treffen muss und sich für die Menschlichkeit entscheidet: Die Hubermanns verstecken den jungen Juden Max vor einer Welt, die aus den Fugen geraten ist und riskieren damit ihr eigenes Leben zum Wohl eines Fremden, der sich ihnen schutzlos ausliefert.

Die Verfilmung von Markus Zusaks Bestseller „Die Bücherdiebin“ durch „Downtown Abbey„-Regisseur Percival fokussiert auf die Belastungen, denen sich eine normale Familie stellen musste, die es in den Wirren des Krieges geschafft hat, Empathie und klaren Menschenverstand zu bewahren, während um sie herum Bücher brennen, Menschen verschleppt werden und sterben.

Trotz der oft heftig geschwungenen Pathos-Keule bewegt das Drama in seinen starken Phasen, die vornehmlich im Kern des Dramas, der Familie, spielen. Die Verhältnisse zwischen Liesel, Hans und Rosa, die für kindlich fragende Naivität, Humanismus und Ratio stehen, gewinnen den Zuschauer für „Die Bücherdiebin„. Percivals Familiendrama funktioniert vor allem dank der beeindruckenden Jungschauspielerin Sophie Nélisse, die an der Seite der auftrumpfenden Topstars Geoffrey Rush („Fluch der Karibik„, „The King’s Speech„) und Emily Watson („Breaking The Waves„) überzeugt.

Denis Demmerle

Die Bücherdiebin„, Regie: Brian Percival, Darsteller: Geoffrey Rush, Emily Watson, Sophie Nélisse, Ben Schnetzer, Nico Liersch, Kinostart: 13. März 2014

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