„Drei Schritte zu Dir“ von Justin Baldoni

„Drei Schritte zu Dir“ wird vordergründig getragen durch die authentische, natürliche und emotional mitreißende Darbietung der Stella-Darstellerin Haley Lu Richardson. Eindrücklich durchleben wir als Zuschauer das Gefühlschaos im Innen- und Außenleben der Figur. Wir nehmen ihr jeden Gefühlsausbruch ab: Wut, Trauer, Freude, Verliebt sein, Entschlossenheit. Schmerz und Sehnsucht werden spürbar. Auch als die Figur Stella beschließt sich einen bisschen vom Leben zurück zu holen, spüren wir Verständnis dafür. Mit diesem einen Schritt löst sich nicht nur die anfänglichen Distanz zwischen Stella und Will, sondern auch zwischen Zuschauer und Stella. Der Film schafft es unschöne und ungeschminkte Wahrheiten zu zeigen, wie etwa die vernarbten und von der Behandlung sichtlich strapazierten Körper von Stella und Will, ohne dabei abstoßend zu wirken. Dieser Moment schockierend den Zuschauer zunächst, doch die unglaubliche Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern verwandelt ihn in etwas bewundernswertes.
Einen kleinen Kritikpunkt gibt es aber: Die zarte Liebe der beiden Figuren wird gegen Ende der Handlung über den Haufen geworfen und von einer extragroßen Portion ‚Schmalz-Kitsch-Alles-Was-Geht‘-Feeling übertüncht. Die Figuren brechen förmlich aus ihrem Krankenhauskorsett aus und riskieren alles, ohne sich der Konsequenz bewusst zu sein. Trotzdem spürt der Zuschauer, dass es mehr oder weniger ein Happy Ending geben wird. Ansonsten gelingt es den Filmemachern sehr gut, innerhalb einer reduzierten Kulisse ein Krankenhausmärchen entstehen zu lassen. Denn letzten Endes ist es das: Ein Märchen, das vom Leben geschrieben wird.

Die emotionale Kraft des Films, die Chemie zwischen den Darstellern, die Glaubhaftigkeit der Figur Stella und die zarte Liebe zwischen zwei Menschen, die an der Schwelle zum Tode stehen, machen „Drei schritte zu dir“ zu einem berührenden, herzzerreißenden, bewegenden und bewegten Märchen. Es ist keine Kopie vorhandener Stoffe und liefert trotz kleinerer Makel die perfekte Kombo für einen bleibenden Kinoeindruck. Am Ende des Films sollten sich Zuschauer die Zeit nehmen durchzuatmen und das Gesehen zu verarbeiten.

Sophia Förtsch

„Drei Schritte zu Dir„, Regie: Justin Baldoni, Darsteller/-innen: Haley Lu Richardson, Cole Sprouse, Moises Arias, Parminder Nagar, Kimberly Hebert Gregory, Kinostart: 20. Juni 2019