„Mustang“ von Deniz Gamze Ergüven


"Mustang" begeisterte bei seiner Deutschland-Premiere auf dem Filmfest Hamburg. Foto: Weltkino

„Mustang“ begeisterte bei seiner Deutschland-Premiere auf dem Filmfest Hamburg. Foto: Weltkino

Ungestümes Aufbegehren

Die Sonne strahlt mit den fünf bezaubernden jungen Schwestern um die Wette, als sie beschließen nicht mit dem Schulbus nach Hause zu fahren, sondern gemeinsam mit ihren Mitschülern den Weg entlang am Strand des Schwarzen Meeres zu nehmen. Sie albern herum, raufen, schreien, toben und lachen. Rennen losgelöst ins kühle Nass und bekämpfen einander kichernd auf den Schultern der Jungen. Ihre Kleider trocknen auf dem Weg, auf dem sie den Garten des Nachbarn kreuzen und einige herrlich reife Äpfel von den Bäumen pflücken, bis der sie vertreibt.

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Zuhause angekommen, ahnen sie nicht, dass mit diesem Tag ihr bisheriges Leben abrupt ein Ende finden wird. Onkel und Großmutter, bei denen sie nach dem Tod der Eltern aufwachsen, sorgen sich um den Ruf der Familie in einer Gesellschaft, in der die Grenze zwischen spielenden Mädchen und lüsternen Nymphen fließend zu verlaufen scheint. Zur Schau sollen sie sich gestellt und damit den Ruf der Familie beschädigt haben. Die Erziehungsberechtigten nehmen die Mädchen von der Schule und beginnen damit, Hochzeiten zu arrangieren.

Die freiheitsliebenden, wilden Mädchen wehren sich. Gemeinsam und jede für sich, um das sich zuschnürende Korsett zu lockern. Ein Kampf für ihr Recht auf Leben, wie selbstverständlich emanzipieren sie sich – und stehen doch ohnmächtig einer Umgebung gegenüber, die sich leichter weiter verschließt, als sich zu öffnen.

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