„Lady MacBeth“ von William Oldroyd


Hauptdarstellerin Florence Pugh gibt Lady MacBeth. © FILMFEST MÜNCHEN 2017

Hauptdarstellerin Florence Pugh gibt Lady MacBeth. © FILMFEST MÜNCHEN 2017

Ein Korsett aus Zwängen und Gewalt

Stille. Minutenlang. Eine junge Frau sitzt gut frisiert in einem blauen Kleid auf einem Sofa. Die Kamera haftet dabei statisch auf ihr. Dem Kostüm nach zu urteilen, spielt der Film im 19.Jahrhundert. Das vermeidlich unschuldige Mädchen auf dem Sofa heißt Catherine (Florence Pugh). Der erste Eindruck zeigt, dass in diesem Trauerspiel, vermutlich sie die Leidtragende sein wird.

Der Film nimmt mit ihrer Hochzeit Fahrt auf. Er spielt im viktorianischen Zeitalter in England. Frauen haben zu dieser Zeit nur wenig zu sagen und so muss auch Catherine sich dem Willen ihres doppelt so alten Ehemannes Alexander (Paul Hilton) beugen. Ihr Schwiegervater Boris (Christopher Fairbank) hat die junge Frau zusammen mit einem Stück Land gekauft.
Catherine ist also nur ein Prestigeobjekt. Ihre Aufgabe: Alexander einen Erben schenken. Gefangen in einem Korsett aus unerwünscht sein und Zwängen, droht sie in dieser Lieblosigkeit zu ersticken. Ihrem Mann schikaniert sie mehrmals und ihr Schwiegervater verurteilt sie zu Hausarrest. Minutenlange Einstellungen auf dem Sofa. Stille. Die Langeweile in Catherines Leben geht auch am Zuschauer nicht vorüber. Der Film setzt nicht auf große Worte, um das Leiden der jungen Frau auszudrücken.

Ein wenig erstaunt der Sinneswandel Catherines, nachdem Ehemann und Schwiegervater länger verreisen: Sie sieht ihre Chance, endlich wieder zu atmen. Das zeichnet sich sogar an ihrem Kostüm ab. Im Haus ist sie gut frisiert und buchstäblich in einem Korsett gefangen, draußen trägt sie offene Haare und einfache Kleidung.
Später ist sie überwiegend nur noch nackt im Schlafzimmer zu sehen. Während eines Spazierganges lernt sie Sebastian (Cosmo Jarvis) kennen – einen Stallburschen vom Gut ihres Ehemannes. Sie gibt sich ihrer inneren Lust hin und fängt eine Affäre mit ihm an. Die neu gewonnene Freiheit, will sie so schnell nicht wieder hergeben.
Dafür wird sie sogar über Leichen gehen. Als Alexander von der Reise zurückkommt, ist der Ehebruch für ihn nur zu offensichtlich. Er versucht Haltung zu bewahren und Catherine zu bändigen. Ein Versuch, den er später bereuen wird. Aus der anhänglichen, stillen, trostlosen und eingeengten jungen Frau ist eine Rebellin geworden, die ihren eigenen, sehr starken Willen durchzusetzten versucht.

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