„Ships Sailing Nowhere“ von Marija Lučić (Mrz 19)


Open Screening Kurzfilm des Monats März 2019 ist „Ships Sailing Nowhere“ von Marija Lučić.

An jedem dritten Mittwoch im Monat können Filmemacher ihre Kurzfilme – ohne Anmeldung, ohne Vorauswahl, ohne Jury – beim Open Screening im Sputnik Kino Kreuzberg präsentieren und jeweils nach der Vorführung mit dem Publikum ins Gespräch kommen. Unerwünschte Inhalte können vom Publikum mit mehrheitlich gezogener roter Karte gestoppt werden. Das Ganze ist somit so etwas wie ein Filmfestival ohne Netz und doppelten Boden, bei dem ausschließlich Filmemacher und Publikum entscheiden, was gezeigt wird.

berliner-filmfestivals.de präsentiert euch einmal im Monat einen von den Veranstaltern ausgewählten Beitrag der letzen Open Screening-Ausgaben mit einem Interview. Bei uns erfahrt ihr mehr über die Macher der Filme und ihre Pläne. Nach einer kurzen Winterpause starten wir mit Marija Lučićs „Ships Sailing Nowhere“ ins Jahr 2019.

Hier der komplette Kurzfilm und auf unser Interview mit dem Filmemacher…

Viel Vergnügen!

Marija, worum geht’s in „Ships Sailing Nowhere„?
Marija Lučić:
Ships Sailing Nowhere“ ist ein experimenteller Film, dem ich eine visuelle und auditive Schönheit geben wollte. Ich will den Betrachter über die symbolischen Bilder zum Nachdenken bringen –
oder zum Meditieren. Dieses Motiv einer jungen Frau, umgeben von Meer und Himmel, ist die visuelle Umsetzung des Friedens, den sie in sich trägt. Sie verschwendet keine Zeit mit Gedanken an eine mögliche bzw. unsichere Zukunft oder an einen aufgezwungenen Lebensplan mit Job, Familie, Karriere und Stress. Sie ist frei. Dazu wollte ich einen lebensnahen Soundtrack: bitter und süß.

Wie ist die Idee entstanden?
Der Kinoklub Zagreb (Kroatien) ist ein unkommerzieller Amateurfilmclub, der 1928 gegründet wurde. Dort wird das Filmemachen von Nicht-Profis gefördert, indem man einerseits freien Zugang zu Equipment und Schnitträumen ermöglicht sowie andererseits in Sachen Distribution berät und weitere Ausbildung durch Workshops, Screenings und Diskussionen anbietet. Einer dieser Workshop hieß „Nisam Od Jučer“ (Ich wurde nicht gestern gemacht), bei dem wir einen Experimentalfilm machen sollten, der von einem Werk eines älteren Regisseurs (aus dem Filmklub Zagreb) inspiriert sein sollte. Mein Film ist von Pasinis Kurzfilm „Brodovi ne pristaju“ („Ships don’t dock„) inspiriert. Für den Workshop habe ich „Preface to the Ships Sailing Nowhere“ eingereicht, den ich bei einem Workshop beim „Seven Days of Creation“-Festival in Pazin (Kroatien) gemacht habe. Der Film ist eher depressiv, düster und angstvoll (zu sehen auf meinem Vimeo-Channel). Eine Woche danach segelte ich mit meiner Film-Crew zur Insel Susak und drehte „Ships Sailing Nowhere„.

Wie wurde gedreht?
Der Film wurde größtenteils mit einem iPhone 7, der FilmMic Pro App und mit Hilfe eines wasserdichten Cases gedreht.
Ich bin wirklich glücklich, dass ich ein so tolles Team für den Film hatte, denn das ist das Wichtigste beim Filmemachern – die Menschen vor und hinter der Kamera. Ohne diese starke und positive Energie hätte ich nicht arbeiten können. Meine Freundin Ganna Kamendrovska ist eine großartige Kamerafrau und Künstlerin, die ein gutes Auge für Visuelles hat. Sie konnte meine Gedanken lesen und wusste genau, was ich wollte. Wer verwendeten zudem eine Drohnenkamera und die wichtigste Szene des Films wurde von Matija Lukman gedreht, den ich von der Filmschule im Kinoklub kenne. Er war neben mir auch Produzent des Films und hat die Drohnenkamera und den Zoom-Sound-Recorder zur Verfügung gestellt.
Die Hauptdarstellerin Lea Čepić ist eine alte Freundin und als ich mir den Film in meinem Kopf vorstellte, war ihr Gesicht da. Ich habe sie jahrelang nicht gesehen und wir haben uns nach so langer Zeit für diese Reise wiedergetroffen.
Die Modedesignerin und Künstlerin Tina Spahija aus Kroatien hat speziell für den Film diesen roten Badeanzug entworfen. Juraj Milardović nahm die Farbkorrektur vor und das Poster wurde von Ivan Škoro gemacht, den ich in Berlin getroffen habe.
Die Postproduktion lief problemlos, abgesehen vom Zeitmangel. Ich habe in Adobe Premiere gearbeitet und das auch sehr gerne. Das ist mein Lieblings-Part beim Filmemachen. In letzter Zeit habe ich außerdem auch sehr viel Spaß an der Arbeit mit Sound. Ich hatte übrigens auch eine Indie-Gogo-Kampagne, weil wir Geld zum Filmen und für die Reise auf die Insel Susak brauchten – und viele Leute (meistens meine Freunde, haha) unterstützten uns.

Wie war die Arbeit am Film?
Ich hatte mir ein bisschen Sorgen wegen des Drehorts gemacht. Das war ein Teil der Insel, den zwar keine Leute erreichen konnten, aber es hätten Boote vorbeikommen können, die den perfekten Blick auf’s Meer gestört hätten, der das „Nirgendwo“ symbolisieren sollte. Und natürlich kam eine Yacht, als wir die Szenen mit Drohne drehten. Zum Glück ist Matija ein guter Drohnenpilot und konnte ausweichen. Ganna hatte keine Probleme mit den Unterwasseraufnahmen. Sie tauchte und fing all die schönen Szenen ein. Das eigentliche Problem kam später, als der Akkubalken – auf dieser Insel ohne Strom – unter 4% sank. Aber Gott sei Dank hatten wir im Grunde alles gefilmt. Vielleicht hätte ich noch gerne mehr Szenen gehabt, in denen sie ins offene Meer schwimmt, aber gut, das war schon okay.

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