„Siembra“ von Ángela Osorio und Santiago Lozano


In Locarno gewann “Siembra” 2015 den Boccalino-Preis der Unabhängigen Filmkritiker für die beste Regie. Auf dem 56. Cartagenas Filmfestival bekam der Film den Spezialpreis der Jury. Foto: 56: FICCI

In Locarno gewann “Siembra” 2015 den Boccalino-Preis der Unabhängigen Filmkritiker für die beste Regie. Auf dem 56. Cartagenas Filmfestival bekam der Film den Spezialpreis der Jury. Foto: 56: FICCI

Bewegendes Märchen

Von der Fülle all der Arbeiten, die sich stets mehr oder weniger auf den bewaffneten Konflikt in Kolumbien beziehen – eins der erstickendsten wie gleichermaßen fruchtbarsten Leitmotive des kolumbianischen Kinos – hebt sich „Siembra“ (dt. die Saat) eher durch seinen dringend gebrauchten frischen Wind ab. Das Gemeinschaftswerk von Ángela Osorio und Santiago Lozano legt einen sehr delikaten Aspekt des im Landesinnern tobenden Krieges frei. Gerade ihr menschlicher und origineller Ansatz macht dabei den Film so unvergesslich. Osorios und Lozanos Film spielt in den Slums in irgendeinem Vorort einer namenlosen, kolumbianischen Großstadt. Einen Namen braucht sie nicht, denn diese Art von Geschichte benötigt keinen speziell definierten Ort, um glaubwürdig zu sein, in Kolumbien kennt man diese Orte nur zu gut.

Vom Krieg gezwungen, sein Zuhause zu verlassen, träumt Turco, ein Bauer von der kolumbianischen Pazifikküste, davon, wieder dorthin zurückzukehren. Doch der Tod seines Sohnes zwingt ihn, seine Hoffnung zu begraben. Und so findet er sich stattdessen in der Stadt wieder bei dem Versuch, seinem Sohn ein ordentliches Begräbnis zu organisieren. Er ist einer von 6,4 Millionen Kolumbianern, die vom bewaffneten Konflikt dazu genötigt wurden, ihre Wohnungen zu verlassen. Und so wurden auch die bescheidensten Wünsche vom Krieg begraben. Turco hatte nur den einen, unter einem Affenbrotbaum begraben zu werden zusammen mit seiner Familie, wenn auch für sie die Zeit gekommen war.

Siembra“ hätte leicht in eine unbedeutende, weil überdramatisierte Darstellung der Verdrängung in Kolumbien kippen können. Doch Turcos Universum wird mit so viel Mitgefühl beschrieben, dass dem Farmer, der nur sein Land bebauen will, auf diese Weise wieder Gerechtigkeit zuteilwird.

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