„Siembra“ von Ángela Osorio und Santiago Lozano


Von den Nachbarn davor gewarnt, zu seinem Meilen entfernten Land wieder zurückzukehren, das „inzwischen anderen gehört“, dreht sich doch in Turcos Kopf alles um diese eine Frage. Mit der Zeit wächst Turcos Hoffnung erneut darüber, sein Grundstück zurückzubekommen und damit die Leere, die der Tod seines Sohnes hinterlassen hat, irgendwie zu füllen. In einem ganz elementaren Sinn wird die Erde zu einer Art Tochter für ihn, deren Erinnerungen einzig mit den traditionellen Gesängen der Gegend um den kolumbianischen Pazifik erweckt werden können. Eigens dafür casteten Osorio und Lozano handverlesene Laiendarsteller mit jahrelanger Erfahrung als Musiker. Im Grunde ist „Siembra“ ein Musikfilm. Denn es sind Musik und Tanz, die Turcos Sohn beispielsweise die Chance geben, sich Respekt in seiner Gruppe zu verschaffen. Und es sind schließlich auch Musik und Gebetslieder, die dazu dienen, seine Reise ins Jenseits zu begleiten. Nicht allein Turcos Not gilt es hier Respekt zu zollen, sondern seiner Kultur und dem kulturellen Erbe seines Heimatlandes.

In Locarno gewann „Siembra“ 2015 den Boccalino-Preis der Unabhängigen Filmkritiker für die beste Regie. Auf dem 56. Cartagenas Filmfestival bekam der Film den Spezialpreis der Jury. Eine verdiente Auszeichnung für einen Film, der ganz unspektakulär von einer der größten kolumbianischen Tragödien erzählt, und dabei die Möglichkeit nutzt, über die Dimension eines nie enden wollenden Krieges zu reflektieren.

Leonardo Goi
(Übersetzung aus dem Englischen SuT)

Ficci 56

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