filmPolska Kurator Kornel Miglus im Gespräch


Von 15. bis 21. April gewährt filmPolska wieder Einblicke in die gesamte Palette polnischer Filmkunst. Über 100 neueste Spiel- und Dokumentarfilme finden sich in dem prall gefüllten Programm. Wir konnten Kurator Kornel Miglus zu seinen Erwartungen befragen.

Herr Miglus, wo genau liegt euer Themenschwerpunkt von filmPolska im Jahr 2010?
Kornel Miglus: filmPolska möchte das polnische Kino von seiner frischen und spannendsten Seite zeigen. Der Schwerpunkt liegt auf der Jugend, die schrittweise erfolgreich die Altmeister des polnischen Kinos wie Wajda, Zanussi oder Kieślowski ablöst. Kasia Rosłaniec, Xawery Żuałwski, Jacek Borcuch oder Marcin Wrona sind die besten Beispiele der neuen Wege des polnischen Films – ambitioniert, auf hohem Niveau, gesellschaftlich offen und mutig.

Was ist das Besondere an filmPolska?
Miglus:
Das Besondere an diesem Festival ist die spannende Bandbreite des polnischen Kinos, die wir nach Berlin bringen. Daher ist das Festival in verschiedenen Kinos und verschieden Bezirken angesiedelt, so dass das wir ein breites Programmspektrum zeigen können: neben zahlreichen Neuproduktionen sind es unterschiedliche Retrospektiven und Sonderreihen, wie z.B. „Solidarność in Film“ mit einem Einblick in die politische Kultur der gesellschaftlichen Auseinandersetzung in Polen oder die Reihe Opus-Film, ein best of des polnischen Arthaus-Kinos. Erwähnenswert ist auch die Filmreihe zur Kamerakunst, die den Film aus der Perspektive der Bildsprache im Spiel- und Dokumentarfilm betrachtet. Die Kamerakunst-Reihe ist wiederum gekoppelt an Veranstaltungen zum Thema Bild im Film, welche an den Filmhochschulen in Berlin und Babelsberg stattfinden, und an den einwöchigen Dokumentarfilmworkshop Bis an die Schmerzgrenze”. Für diejenigen, die Filme in einer lockeren Atmosphäre genießen möchten haben wir ein spannendes Kurzfilmprogramm vorbereitet, das in Clubs läuft.

Unter welchen Aspekten entstand das nun fertige Festival-Programm?
Miglus:
Die Überproduktion ist nicht nur ein Problem der deutschen Filmbranche. Beim letzten nationalen Filmfestival in Gdynia waren neue Filme in immenser Zahl vertreten. Selbstverständlich sind viele Filme auf den polnischen Markt ausgerichtet und bedienen die nationale Nachfrage nach Stars und Starlets. Doch wir möchten uns beim Festival auf das Arthauskino konzentrieren, ohne jedoch das große Kino der Altmeister wie Wajda oder Kolski aus den Augen zu verlieren. Die zweite Ebene bildet die Suche nach neuen Namen, die den polnischen Film in Zukunft beherrschen könnten. Hierzu haben wir ein umfangreiches Kurzfilmprogramm zusammengestellt, das im Club der Polnischen Versager und im Filmclub K-18 in Friedrichshain zu sehen sein wird.

Auf welche Filme sollten die Zuschauer besonders achten?
Miglus:
Die Zuschauer werden sich natürlich selbst eine Meinung bilden, doch empfehlenswert sind sicherlich Filme wie „Schneeweiß und Russenrot”, nach einem Roman von Dorota Masłowska, „Shopping Girls“, Gewinner des Debütpreises beim Cottbuser Filmfestival 2009 oder „Alles was ich Liebe”, ein Film der in Sundance Furore machte. Freunde der gehobenen Kinokunst werden sicherlich Filme wie „Der Kalmus” von Andrzej Wajda, „Edie”, „Afonia und die Bienen” des Opus-Filmstudios oder „Klein-Moskau”, eine polnisch-russische Liebesgeschichte, zu schätzen wissen. Das politisch geprägte Publikum wird sich sicherlich für die Reihe „Solidarność in Film“ mit Klassikern der 1970er und 1980er Jahre interessieren. Für Dokumentarfilmliebhaber haben wir u.A. „Mauerhase”, Oscar-Nominierung 2010, „Chemotherapie” oder „Bis an die Schmerzgrenze” im Programm. Und wer kurz und schnell lebt, sollte unbedingt die Clubs besuchen.

Erwartet ihr Regisseure oder Hauptdarsteller?
Miglus:
Gäste sind ein fester Bestandteil unseres Festivals. Neben den jungen Talenten des polnischen Films wie Katarzyna Rosłaniec, Marcin Wrona, Xawery Żuławski oder Marcin Koszałka werden auch altbekannte Stars der polnischen Kinokunst wie Kazimierz Kutz oder Sławomir Idziak anwesend sein. Auch Schriftsteller und Drehbuchautoren begleiten das Programm, darunter Dorota Masłowska, die Autorin von „Schneeweiß und Russenrot” und Wojciech Kuczok, der Autor von „Lethargie”.

Was passiert ihm Rahmenprogramm?
Miglus:
Das Filmprogramm wird begleitet von Gesprächen mit den Filmemachern, die von Filmjournalisten einschlägiger Medien moderiert werden und einigen Partys in den Clubs.

Was macht für Sie ein gelungenes Filmfestival aus?
Miglus:
Nach einem gelungenen Filmfestival sollte dieser oder jene Film dem Publikum natürlich im Gedächtnis bleiben. Wir würden uns natürlich über interessierte Verleiher freuen. Erfolg bedeutet auch, dass die Kinobetreiber unsere Zusammenarbeit in den Folgejahren fortführen wollen werden.

Was werden Festivals in Zukunft im Vergleich zum „normalen“ Kino leisten?
Miglus:
Die Einmaligkeit eines Festivals mit Gästen stellt natürlich einen Mehrwert dar und hat einen ganz besonderen Charme. Es ist eben ein Fest und kein Kinobesuch.