Webcuts zeichnet beste Internetfilme aus


Das Internet Film Fest Webcuts fand nun schon zum sechsten Mal in Berlin statt, seit es im Jahr 2001 von Eckhard M. Jäger und einigen weiteren Web-Begeisterten gegründet wurde. Erstmals in die Webinale integriert, verlieh das Online-Filmfestival am Abend des 1. Juni seine Trophäen vor einer illustren Auswahl geladener Gäste an Regisseure von Webfilmen, die in den Augen der Jury für aktuelle Trends und Formate stehen.

Nach einem kurzen Grußwort von Barbara Kisseler, der Staatssekretärin und Chefin der Senatskanzlei Berlin, die den Abend mit dem Verweis eröffnete, dass „Berlin für Kreativität im Netz“ und „Webcuts als Barometer für die Zukunftsfähigkeit in Berlin“ steht, konnten die Spiele beginnen.
Um den Anwesenden Gästen einen Einblick in die einzelnen Wettbewerbs-Kategorien zu gewähren, zeigten die Webcuts-Macher je Disziplin mindestens zwei Filme.

Hier einige der Siegerfilme und alle Preisträger im Überblick…

Kategorie: Infotainment
Titel: „How To Feed The World”
Filmemacher: Denis von Waerebeke, Frankreich 2009

Jury-Begründung: Der Film belehrt uns nicht mit unmittelbaren Lösungskonzepten – vielmehr regt er unser Denken an und wirft damit das eigentliche Anliegen auf uns zurück. Der Film ist Impulsgeber und motiviert zugleich, das eigene Handeln zu reflektieren und neu zu bewerten. Seine Verbreitung in den sozialen Netzwerken des Internet ist absolut wichtig, denn nur gemeinsam werden wir die Frage beantworten können: How to feed the world?

Kategorie: Documentary / Video Report
Titel: „The Longest Way”
Filmemacher: Christoph Rehage, Deutschland 2009

Jury-Begründung: “The Longest Way” ist eine ungewöhnliche, individuell gestaltete Reise-Dokumentation mit teils witzigen, teils nachdenklich stimmenden Bildern, die den Autor im Zentrum seiner selbst, und immer auch im Zentrum des Filmbildes auf seiner Reise durch China zeigt. Der Autor Christoph Rehage hat hier eine ungewöhnliche Mischung aus Selbstbetrachtung und Kulturdokumentation auf den Weg gebracht, bei der kontrastierende Stimmungen und Erzählfluss unter anderem durch Tempowechsel, Musik und Sounddesign unterstützt werden!
Rehage, der selbst nicht anwesend sein konnte, übersandte den Veranstaltern und deren Gästen eine kurze Videobotschaft aus seinem Hörsaal in Bremen. Seht hier seinen Gruß.

Kategorie: Webcuts Classics
Titel: „Pixels“
Filmemacher: Patrick Jean (Regie), Benjamin Darras & Clemence Cornac (Produktion), Frankreich 2009

Jury-Begründung: Patrick Jean und sein Team brauchen gut 2 Minuten für den Weltuntergang. Sie lassen bekannte Figuren aus 8-Bit-Spielen wieder auferstehen und diese ihr böses Spiel treiben. Der Mix aus Animation und Realfilm des Pariser Animationsstudio „ One More Production“ setzt der 8-Bit-Welt eine Hommage und besticht in seiner Leichtigkeit und Professionalität.

Special Wettbewerb: BERLIN AWARD
Titel: „Schätz doch mal“
Filmemacher: Hubert Märkl, Deutschland 2009

Jury-Begründung: Der Hauptdarsteller in diesem Film haucht scheinbar unbedeutenden Orten Erinnerungen ein, die häufig einen verklärten Blick in die Vergangenheit bieten, aber den Zuschauer gleichzeitig berühren. Orte, die für Außenstehende zunächst hässlich wirken mögen, werden durch die Erinnerungen des Reiseführers mit Leben gefüllt. Unterhaltsam und humorvoll zeigt dieser Dokumentarfilm eine interessante Wechselwirkung zwischen alten Bildern aus der ehemaligen DDR und der leidenschaftlichen Beziehung eines Menschen zu seiner Umgebung.
Regisseur Hubert Märkl bedankte sich artig für den verliehenen Preis, betonte aber die besondere Leistung seines Protagonisten, „der hässliche Orte mit Leben füllt“.

Kategorie: Collaborative Projects
Titel: „Star Wars Uncut”
Filmemacher: Casey Pugh, USA 2010

Jury-Begründung: Star Wars Uncut schöpft das Potenzial der Kreativität der Nutzer und der Möglichkeiten des Internets, die Communities zusammen zu bringen, voll aus. Das Ergebnis ist eine faszinierende und zugleich unterhaltsame Vielfalt von fast 1000 neu geschaffenen Clips. Die Jury muss zugeben: „Die Macht ist mit ihnen.“

Neben all den Antworten in Form von Preisen, wirft die ein wenig überdimensionierte Webcuts-Gala im ewerk allerdings auch eine große Frage auf: Wieso findet ein Filmfestival, was auf im Internet frei zugängliche Filme zugreift eigentlich mehr oder weniges unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt? Wäre eine Öffnung hin zum Jedermann, der in letzter Instanz ja auch für den Inhalt des feierlichen Anlasses sorgt, nicht nur logisch, sondern auch konsequent? Schließlich könnte ein solcher Ort der Begegnung von professionellem Film-Business und talentiertem Nachwuchs sicherlich befruchtend auf beiden Seiten wirken.

Denis Demmerle

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